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GOD DAMN

Raw Coward

Zwischen dem zweiten Album (2016) und dem dritten (Anfang 2020) ließen sich GOD DAMN aus Wolverhampton bei Birmingham stolze vier Jahre Zeit, präsentierten sich dann auf dem zusammen mit Starproduzentin Sylvia Massy entstandenen Werk aber brachialer und wütender als zuvor. Komplexer, dystopischer, mahlender Noiserock mit der angepissten, bisweilen auch leicht theatralisch wirkenden Stimme von Frontmann Tom Edward ist aber auch diesmal geboten, gefühlt sind GOD DAMN in Zeiten, da ihre Landsleute von SHAME bis IDLES eher nach Airplay schielen, kompromissloser und kantiger unterwegs als je zuvor. Gutes Beispiel: „Shit guitar“ mit den Textzeilen „There’s no such thing as Rock & Roll, there’s no such thing as God, so climb down from your crucifix and play it like guitar. / Your idols are all paedophiles who sold you who you are, so climb down from your crucifix and play it like guitar. / I love my sh*t guitar“. Ein befreundeter einflussreicher Radio-DJ machte schnell klar, dass man sich Airplay dafür abschminken könne. Tom Edwards, Atheist mit klarer Meinung, wird es verkraften. Der hat auch das Album aufgenommen, es mit dem Segen von Massy quasi im Alleingang produziert unter Corona-Bedingungen und dazu noch die Hälfte der Bandposten neu besetzt. Was als Demos gedacht war, gefiel dem Label (früher One Little Indian, jetzt One Little Independent – Raider, Twix ...) so gut, dass mit zwei weiteren Songs so mal eben Longplayer Nr. 4 daraus wurde und irgendwie die Musik zur Corona-Zeit liefert: psychotischer Stacheldraht-Rock, der bisweilen („Little dead souls“, „Drop me off where they clean the dead up“) sogar an MINISTRY erinnert. Wie gerne würde ich mich live von dieser brachialen Soundwalze mal durchschreddern lassen, die sich übrigens auch gut auf Relapse gemacht hätte, wo die befreundeten TORCHE releasen.