FOOD SPECIAL: PETA2

Foto

PETA ist die weltweit größte Tierrechtsorganisation. Ziel von PETA ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem www.peta.de, www.peta2.debesseren Leben zu verhelfen. Grund genug, sie zu unserem Themenspezial "Essen" zu befragen. Rede und Antwort gestanden hat uns Florian Radke, den man von seiner Band ZSK kennt, er ist aber auch der Koordinator der Jugendkampagnen von PETA, im Netz zu finden unter peta2.de.



PETA - People for the Ethical Treatment of Animals - hat weltweit über eine Million Unterstützerinnen und Unterstützer, und ist damit die größte Tierrechtsorganisation. Wie versucht ihr, euren Tierschutz-/Tierrechtsgedanken umzusetzen?


Es gibt verschiedene Strategien bei PETA: Investigative Ermittlungen, Aufklärung, Social-Campaigning und Boykott. Meistens greifen alle diese Strategien ineinander. Das muss man sich in etwa so vorstellen: Wir schleusen ErmittlerInnen bei einem Tierversuchslabor ein, gehen mit diesen Dokumentationen an die Öffentlichkeit und launchen gleichzeitig eine Kampagne, bei der wir den Konsumenten klar machen, wie unfair und brutal dieser bestimmte Konzern mit Tieren umgeht. Diese Kampagnen werden auf mehrere Ebenen gefahren und auf verschiedene Zielgruppen abgestimmt, ganz wie im klassischen Marketing und in der klassischen Werbung auch. Dann setzen wir uns mit unseren Gegnern an einen Tisch und erklären unsere Forderungen, die sie erfüllen müssen, damit wir die Kampagne stoppen.



Wie erfolgreich seid ihr dabei?

Sehr, unter anderem haben wir Kampagnen gegen Benetton, Burger King, Mercedes und viele mehr gewonnen. Klar sind das immer nur kleine Schritte bis hin zur Beendigung von allem Tierleid, aber die Konzerne müssen wohl oder übel einsehen, dass sie nicht einfach machen können, was sie wollen. Das ist wichtig, um weiter in die richtige Richtung zu arbeiten. Ich sehe PETA als "Werbeagentur für Tierrechte". Deshalb ist es auch so spannend: Wir schlagen die Konzerne mit ihren eigenen Waffen. Da ist alles dabei - vom TV-Spot bis hin zur Viral-Online-Kampagne. Nur wir bekommen unsere Werbesekunden meistens geschenkt, unsere Gegner müssen dafür sehr viel Geld bezahlen.



Die Massentierhaltung der modernen Landwirtschaft strebt danach, eine maximale Menge an Fleisch, Milch und Eiern so schnell und billig wie möglich zu produzieren, und das bei minimaler Platzanforderung. 44 Millionen der "Legehennen" in Deutschland werden immer noch etwa zu 95 Prozent in Käfigbatterien gehalten, mehr als 40 Millionen "Brathähnchen" werden in Deutschland alljährlich in Ställen aufgezogen und so weiter. Wenn ich mir die Zahlen vor Augen führe, wie viele Tiere jedes Jahr unter allerübelsten Bedingungen für unseren Fleischkonsum sterben müssen, wird mir ganz anders. Glaubst du, dass sich daran jemals etwas ändern wird?

Ja! Die Zahl der Vegetarier und Veganer wird jedes Jahr größer und Epidemien wie BSE oder Vogelgrippe, die durch die Massentierhaltung hervorgerufen werden, sorgen immer wieder für wahnsinnigen Zuwachs. Darüber hinaus gibt es auch immer mehr gesundheitliche Aspekte, die die Menschen von einer Ernährung ohne tierisches Eiweiß überzeugen. Ich kenne zum Beispiel super viele Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden. Der wichtigste Punkt ist aber, dass die Menschen wieder bewusster leben. Nicht umsonst arbeiten auch die großen Firmen wieder mit Ethik-Marketingkampagnen.



Ihr sprecht mit PETA2 ein eher jugendliches Publikum an. Wie erfolgreich seid ihr im Sensibilisieren für das Thema Vegetarismus/Veganismus und Tierrechte? Gibt es Erfahrungswerte, ob die Begeisterung für dieses Thema eher zeitlich begrenzt ist oder ein Großteil der Leute dabei bleibt?

Wenn man sich erstmal mit dem Thema beschäftigt und sieht, wie viel unglaubliches Leid man als Konsument von tierischen Produkten verursacht, hört man nicht einfach wieder auf, daran zu denken. Wir wollen die Kids zum ersten Gedankengang über das Thema bewegen. Ich bin überzeugt, dass jede und jeder einsehen wird, wie unnötig es ist, so viel Leid zu verursachen. Und ich glaube, das schaffen wir ganz gut.



"Hauptsache vegan" - so würde ich eure Herangehensweise an Ernährung beschreiben. Das Thema Bioprodukte, gentechnisch manipulierte Lebensmittel - siehe Soja! - scheint bei euch nicht wirklich ein Thema zu sein. Geht es euch rein um Tierschutz/Tierrechte?

Nein, das ist richtig. Wir kümmern uns um die Rechte der Tiere, aber viele von den MitarbeiterInnen bei PETA sind auch überzeugte Öko-AktivistInnen, genauso wie sich viele der Menschen bei PETA "privat" für Menschenrechtsthemen und Umwelt engagieren. Aber all diese Themen unter einem Logo zu vereinen, würde nicht funktionieren. Du kannst nicht Leute überzeugen, wie einfach es heutzutage ist, vegan zu leben und dann gleichzeitig eine Liste herausgeben von Sojaprodukten, die sie nicht essen dürfen, weil es Gensoja ist. Für diese Themen gibt es andere wichtige Organisationen.



Sich vegan zu ernähren ist ja erstmal sehr lobenswert. Doch durch das unreflektierte Kaufen von Sojaprodukten unterstützt man zum Beispiel Lebensmittelgroßkonzerne, deren Politik und Machenschaften, oder unterstützt die Abholzung der Regenwälder für den Anbau von Sojabohnen - wieso wird das bei euch nicht thematisiert? Beschränkt sich die (Konsumenten-)Verantwortung eurer Meinung nach auf die Vermeidung von tierischen Produkten?

Erstmal entscheide ich mich für das kleinere Übel. Wenn ich Fleisch kaufe, unterstütze ich damit genauso die Abholzung der Regenwälder für Futtermais und Futtersoja und unterstütze eine Industrie, die Tiere brutal misshandelt und vergewaltigt. Die Zusammenhänge zwischen einer veganen Ernährung und globalem Umweltschutz und Menschenrechten rücken auch durch die Globalisierung des Weltmarktes immer näher zusammen. Ein paar Stichpunkte:

- Futtermittel wird in armen Ländern angebaut und in Europa verfüttert.

- Das Getreide, das wir brauchen, um ein Stück Fleisch zu produzieren, kann eine ganze Familie ernähren! Es gibt theoretisch genug Nahrung auf der Welt für alle. Tragischerweise wird ein Großteil der Nahrung und Fläche der Welt dazu benutzt, Rinder und andere Tiere zu züchten, während Millionen Kinder und Erwachsene an Fehl- und Unterernährung leiden. Fleisch ist Nahrung für die Reichen.

- Allein in Deutschland fallen jährlich bis zu 300 Millionen Tonnen tierischer Exkremente an. Die Gase, die diese Ausscheidungen produzieren, sind eine der Hauptursachen für den sauren Regen, der die Wälder zerstört, und mitverantwortlich für den Treibhauseffekt.

- Die fleischverarbeitende Industrie ist die Industrie mit den schlechtesten Arbeitsbedingungen und Löhnen weltweit.

Mehr Infos dazu gibt es auch online unter GoVeggie.de.

Klar, wir kämpfen in erster Linie für die Rechte der Tiere, aber der Kampf für Menschenrechte und für die Umwelt wird an anderen, auch sehr wichtigen Fronten gekämpft. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mehr Druck ausüben können, wenn wir uns diese Themen aufteilen. Es ist wichtig, dass es PETA, amnesty international, Greenpeace und auch Antifa-Gruppen gibt. Alles zusammen wird es dann zu einem breiten Widerstand gegen die weltweiten Missstände.



Wenn man eure Rezepte anschaut, bestehen die meistens aus irgendeinem Fleischersatzstoff, zum Beispiel veganes Hack aus Tofu oder ähnlichem. Glaubt ihr, durch das Verwenden von solchen Surrogaten mehr Menschen für vegane Ernährung zu gewinnen? Mir persönlich widerstrebt der Ansatz des Fleischersatzes; irgendwie ist es doch widersprüchlich, Fleisch als etwas "Schlechtes" zu propagieren und gleichzeitig Fleischnachahmungen für sein Essen zu benutzen.

Es ist aber einfacher, Leute so an die vegane Lebensweise heranzubringen. Natürlich brauche ich auch keine synthetischen Gürtel, auf die dann ein Ledermuster gestanzt ist, aber die meisten Menschen sind es so gewohnt. Wir wollen den "Umstieg" so einfach wie möglich machen. Und ich persönlich liebe vegane Würstchen und Burger. Ich bin der totale Fast-Food-Lover.



Ihr promotet unter tierversuchsfreier Kosmetik auf der PETA2-Homepage die Firma The Body Shop. Diese hat sich 2006 an L'Oréal verkauft. L'Oréal hat nach wie vor mit Tierversuchen zu tun. Wie geht das zusammen?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt: L'Oréal haben gesehen, wie erfolgreich ein Unternehmen sein kann, das sich bestimmten ethischen Grundlagen verpflichtet. Wir haben nach der Übernahme mit Vertreten von L'Oréal gesprochen und es wurde uns schriftlich versichert, dass The Body Shop seine ethischen Verpflichtungen beibehalten wird. Natürlich ist es auch für L'Oréal in Zukunft interessant, diesen "Ethik-Vorsprung" am Weltmarkt auszubauen. Gerade bei Kosmetik kann so ein "sauberes" Image extrem erfolgreich sein. Wir werden die Sache auf jeden Fall weiter beobachten und hoffen, dass L'Oréal in naher Zukunft die Ethikgrundlagen von The Body Shop übernimmt.

 

Weiterlesen:

Food Special: Du bist, was du isst.
Food Special: Café Craftista
Food Special: Fleisch – Eine kleine Geschichte
Food Special: Kommando Rote Rübe
Food Special: Lost in the supermarket
Food Special: M.A.D. Tourbooking
Food Special: MAROON
Food Special: Tofutown