GRIM VAN DOOM

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Mehr als nur fickende Zombies

GRIM VAN DOOM kommen aus Wuppertal und sehen sich, was die musikalische Prägung betrifft, als typische Kinder der Neunziger. Die Mitglieder hatten vor dreieinhalb Jahren „alle Bock, mal was ganz langsames zu machen“. Daraus wurde eine düster-zähflüssige Melange aus Doom und Sludge. Ursprünglich als Projekt gedacht, ist man inzwischen an einem Punkt angekommen, der ein paar Fragen aufwirft. Diese wurden mir im Vorfeld des „Grim Love“-Albums von Gitarrist Dennis und Sänger Lansky beantwortet.

Ich habe gelesen, dass euch Ergebnisse und zielorientiertes Arbeiten wichtig sind.

Lansky:
Mir bedeutet es viel, meine Träume mit der Musik zu verwirklichen. Die sind aber ganz tief gestapelt. Endlich mal Vinyl zu machen zum Beispiel. Das haben wir mit der Split-12“ mit LLNN im letzten Jahr geschafft. Als Nächstes steht das Album an. Eben Dinge, die ich mit meinen vorherigen Bands nicht erreicht habe. Es ist schade, wenn man gute Musik macht, aber über ein Demo nicht hinauskommt. Zielorientiert heißt aber auch, sich um Details zu kümmern und Sachen nicht aus der Hand zu geben.

Dennis: Jeder, der in Bands spielt, kennt den Punkt, an dem darüber nachgedacht wird, was man mit der Sache erreichen kann. Es wird darüber geredet, und bei meinen Bands war es bisher immer so, dass ein oder zwei Leute nicht mitziehen wollten oder konnten. Schwierig ist dabei eigentlich immer das Finanzielle. Im Studio eine Platte aufzunehmen, kostet nun mal. Wir haben alle keine fetten Jobs und die Kohle dementsprechend nicht locker sitzen. Zumindest aber sind alle dafür bereit das, was sie haben, in die Band zu stecken.

Ihr habt euer Album letztes Jahr aufgenommen. Wie fühlt es sich an, so lange auf einem fertigen Produkt zu sitzen?

Dennis:
Man scharrt mit den Hufen. Wir waren letzten Sommer sechs Tage in der Tonmeisterei in Oldenburg, und hatten trotz aller Befürchtungen eine großartige Zeit. Es war eben das erste Mal, dass wir in einem professionellen Studio waren. Mit dem Ergebnis sind wir ausgesprochen zufrieden.

Lansky: Die Leute vom Studio haben einen exzellenten Job gemacht. Wir haben nach ein paar Wochen verschiedene Master geschickt bekommen, brauchten dann selbst auch noch etwas, um uns zu entscheiden. Ende November hatten wir das fertige Album. Das es so lange gedauert hat beziehungsweise immer noch dauert, liegt daran, dass wir unerfahren sind, was die Arbeit mit Profis angeht. Die Labels, die beteiligt sind, Aural Attack Records und Wooaaargh, haben schon eine gewisse Erfahrung. Wir sind aber in dem Sinne D.I.Y., dass wir die Aufnahmen nicht einfach nur bei denen abgeben und der Rest ist uns dann scheißegal. Bei dem Split-Release war es so, dass wir eine Tour mit LLNN gespielt haben, ohne ein Produkt dabeizuhaben. So was wollten wir dieses Mal vermeiden.

Entsteht eure Musik mehr im Kopf oder im Bauch?

Dennis:
Das, was wir im Proberaum gemeinsam machen, ist überwiegend eine Bauchsache. Geschrieben wird die Musik größtenteils von unserem Bassisten Nils, ein Musiklehrer, ich denke, der geht die Sache zu Hause etwas theoretischer an. Da müsste man ihn aber auch selber mal fragen. Natürlich macht man sich über Arrangements und Strukturen rationale Gedanken, aber wenn wir als Band zusammen spielen, kommt es schon sehr aufs richtige Feeling an.

Glaubt ihr, dass in den letzten Jahren das Interesse für Sludge und Doom gestiegen ist?

Lansky:
Das kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich schon immer Fan von extremer Musik, egal ob schnell oder langsam, gewesen bin. Ich glaube, wenn ein Genre überholt ist, verlagern sich Aspekte in der Musik. Wobei es für mich wirklich schwer ist, zu definieren, was extrem ist.

Dennis: Es ist schon so, dass die Akzeptanz von Bands, die man nicht direkt im EMP-Katalog findet, gestiegen ist. Hinzu kommt das ganze Nerd-Ding, inzwischen ist eine Special Edition auf farbigem Vinyl selbst bei kleinsten Bands Standard. Das Interesse, so etwas zu unterstützen und auch Shows von Bands zu besuchen, die noch keine 100.000 Freunde bei Facebook haben, ist gestiegen. Es ist schön, dass man immer wieder loyale Konzertgänger trifft, die sich mit der Sache auseinandersetzen und nicht nur zu Hause auf den Download-Button drücken. Natürlich kann es sein, dass sich die Szene irgendwann ausgelutscht hat. Ich erinnere mich daran, wie die Leute vor einiger Zeit alle auf Ruhrpott-Hardcore abgefahren sind, davor war es Nu Metal oder was auch immer. Die Popularität einer Musikrichtung mag sinken, aber wenn es eine Band ernst meint, bekommen das die Hörer auch darüber hinaus mit. Klar lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass wir davon profitieren, welche Musik momentan Anklang findet. Man muss die Kirche aber auch im Dorf lassen, wir reden immer noch über Konzerte mit Besucherzahlen zwischen fünfzig und hundert Leuten.

Ist es euch wichtig, wie GRIM VAN DOOM inhaltlich wahrgenommen werden?

Lansky:
Ich habe schon einen gewissen Anspruch daran, worum es textlich geht. Bis jetzt haben wir keine Texte abgedruckt, beim Album werden wir das machen. Es gibt aber keine übergeordnete Message, sondern findet eher auf einer persönlichen Ebene statt. GRIM VAN DOOM sind keine politische Band, allerdings haben die Mitglieder ihre politischen Überzeugungen und auch viel Kontakt zur linken Szene. Wenn Leute sich mit uns unterhalten, werden sie merken, wie wir sind. Ich meine, wir haben eine Tour durch AZs gemacht. Veranstaltungsorte, die was auf sich halten, sollten und haben in dieser Richtung sowieso einen Anspruch. Natürlich ist der manchmal etwas überspitzt. Es gibt im Metal einen Rahmen, der auf einer gewissen Ästhetik basiert. Wenn wir irgendwo nicht spielen dürfen, weil auf unseren Shirts Titten abgebildet sind, kann ich den Leuten auch nicht helfen. Ich habe mit 33 keine Lust mehr, mich zu erklären oder abseits dessen zu definieren, wie ich privat bin. Menschen, mit denen ich Seite an Seite gegen etwas marschiere, das mir nicht gefällt, wissen, wie ich bin. Ich solidarisiere mich zum Beispiel sehr mit dem Wuppertaler AZ, weil das Leute sind, die alles dafür tun und machen.

Dennis: Es gibt Bands, die inhaltliche Konzepte verfolgen. Einige singen gerne nur über fickende Zombies, während andere durchgehend politische und sozialkritische Texte haben. Wenn jemand bei uns etwas Sinnvolles für sich rausziehen kann, großartig. Wenn nicht, können wir damit auch gut leben.