AS FRIENDS RUST

AS FRIENDS RUST – was soll ich schreiben? Verdammt, die Zeit sitzt mir im Nacken und ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Hmm, wie wäre es hiermit: From Gainesville, Florida! Das muss reichen, und das tut es, glaubt mir. Damian, seines Zeichens Sänger der Band, stand mir auf der letzten Euro-Tour seiner Band Rede und Antwort.

Würdest du sagen, dass sich AS FRIENDS RUST auf dem neuen Album in eine andere, sprich melodischere Richtung entwickelt haben? Besonders bei dem Song "Perfect Stranglers" ist das meiner Meinung nach nämlich ganz gut zu hören.


Ja, auf jeden Fall haben wir da eine gewisse Entwicklung hinter uns. Weißt du, wir hatten einige personelle Veränderungen in der Band, und das hat natürlich auch einen Einfluss auf den Sound. Abgesehen davon hatten wir diesmal auch viel mehr Zeit im Studio und mehr Geld, was es uns erlaubt hat, auch ein bisschen mit anderen Dingen zu experimentieren. Wir sind insgesamt wirklich zufrieden mit dem Ergebnis und es ist immer noch AS FRIENDS RUST. Es ist eine gute Mischung auf dem Album: Neben den angesprochenen melodischeren Songs gibt es auch härtere Songs.

Wie sieht es denn mit dir persönlich aus: Wie bist du mit dieser Musik in Kontakt gekommen?

Ich war ursprünglich ein waschechter Metal-Fan und bin dann irgendwie zu Bands wie SUICIDAL TENDENCIES gewechselt. Von diesem Punkt aus war es nicht mehr weit zu AGNOSTIC FRONT und MINOR THREAT – und als ich die erstmal gefunden hatte, gefiel es mir richtig gut.

Wie kommt man auf einen Bandnamen wie AS FRIENDS RUST?

Der Name stammt eigentlich von einem Song der Band BIRD OF ILL OMEN, in der einige von uns spielten. Viele von unseren älteren Songs drehen sich um Freundschaften und Beziehungen, die nicht mehr richtig funktionierten. Der Ausdruck AS FRIENDS RUST spiegelt also sehr stark den Inhalt der ersten Lieder wieder.

Ihr kommt ja aus Gainesville in Florida, wie HOT WATER MUSIC und auch No Idea Records. Wie erklärst du dir, dass so eine verhältnismäßig kleine Stadt so eine vitale Szene aufweisen kann?

Ich stamme eigentlich aus Miami und Fort Lauderdale und so geht es den meisten in Gainesville: Es ist eine College-Stadt und so kommen die meisten auch aus anderen Gebieten und Städten, was wohl einer der Hauptgründe für die gute Szene ist. Es ist auf jeden Fall ein guter Platz, um dort live zu spielen und natürlich kommen da auch ein paar gute und vor allem bekannte Bands her. Eben zum Beispiel HOT WATER MUSIC oder auch LESS THAN JAKE, die mit ihrer Popularität natürlich auch Gainesville ins Rampenlicht gerückt haben. Die Tatsache, dass es eine Stadt mit vielen Studenten ist, ist auch wichtig – es gibt viele junge Leute und verschiedene Ideen. Ich schätze mal so, dass ein Drittel der Einwohner Studenten sind.

Thema "Angebot vom Major Label". Würdest du einen Vertrag unterschreiben?

Ja. Es gibt zwei Gründe dafür: Zum einen möchte ich, dass unsere Musik von so vielen Leuten wie möglich gehört wird. Wir hören immer wieder von Leuten, die meinen, dass wir auch außerhalb der Punk/Hardcor-Szene Anklang finden würden, und da wären wir schon mal neugierig, zu überprüfen, ob das wirklich der Fall ist. Ich stelle es mir sehr interessant vor, vor einem ganz unterschiedlichen, gemischten Publikum zu spielen. Zum anderen ist da natürlich das Geld. Weißt du, wir machen das schon seit Jahren, jeder von uns hat in zig Bands gespielt und wir touren seit Jahren. Das Problem ist, dass wir trotzdem kein Geld haben. Jetzt gerade sitzen Freunde zu Hause in den USA und bezahlen unsere Rechnungen und Mieten, weil wir es selbst nicht können. Es wäre also schon schön, wenn man für das Musikmachen auch einen Ausgleich bekommen würde. Wir konnten also noch nie von dem Geld leben, das die Band abwirft. Das ist nicht möglich.

Was hältst du denn von dem mittlerweile stark überstrapazierten Begriff "Emo"?

Ich finde das lächerlich – ich weiß noch nicht einmal, was das überhaupt bedeutet. Ich denke, wir sind einfach eine Hardcore-Band. Der Begriff "Emo" wird ja wahllos in der Gegend herumgeschleudert. Für mich ist er bedeutungslos.

Wie gehst du mit der gegenwärtigen politischen Lage um?

Ich bin sehr betroffen. Ich fühle mit den Leuten in Afghanistan und ich fühle mit den Amerikanern, die sich in einem Gebäude nur noch für eine kurze Zeit sicher fühlen oder Bedenken haben, ihre Post zu öffnen. Präsident Bush macht mir ebenfalls Sorgen, weil er ein stark gesteigertes Nationalgefühl vermittelt. Das ist im Moment wirklich erschreckend. Man muss wirklich schon Angst haben, zu sagen, dass man ein Problem mit diesem Stolz hat, weil möglicherweise dein Nachbar der Nächste ist, der dich dafür zusammenschlägt. Es ist also schon ziemlich schlimm. Solange man nicht genau sagen kann, was wirklich dahintersteckt und was für Konsequenzen drohen, probiere ich einfach mich zu informieren.

Hast du eine Ahnung, wie viele Platten ihr verkauft habt?

Unsere letzte EP hat sich in Europa so um die 8.000 Mal verkauft. In den USA bin ich mir nicht so sicher – vielleicht um die 3.000 bis 4.000 Stück.

Ihr verkauft in Europa mehr Platten als in den Staaten?

Oh ja, auf jeden Fall. Was Europa betrifft, waren wir in der glücklichen Lage, dass unsere ersten Veröffentlichungen bei Goodlife aus Belgien erschienen sind, die einen sehr guten Vertrieb haben. Wir hatten hier daher sehr schnell eine gute Fanbasis. Was die USA wiederum betrifft, wussten Goodlife nicht, wie sie unsere Sachen dort vertreiben können. Das war dann auch der Hauptgrund, warum wir zu Doghouse gegangen sind.

Bevorzugst du die gute alte LP oder doch lieber die CD?

Ich persönlich finde, dass Vinyl besser klingt. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber ich mag dieses ganze Drumherum. Alleine dieser Akt, die LP aus der Hülle zu nehmen, sie auf den Plattenteller zu legen und die Nadel zu senken. Außerdem höre ich auch viel alte Musik und da ist es dann einfach billiger eine LP zu kaufen. Bei Sachen wie zum Beispiel LED ZEPPELIN oder B.B. KING verliert man einfach auch die Qualität, wenn man eine CD kauft.