BENJAMINS

Foto© by Helen Sobiralski

Ein Gemälde aus Schnappschüssen

Man kann bei DIE BENJAMINS von einer Supergroup sprechen. Namenspatin Annette Benjamin (ex-HANS-A-PLAST) traf sich mit Max Gruber (DRANGSAL), Thomas Götz von den BEATSTEAKS, Charlotte Brandi und Julian Knoth von DIE NERVEN ergebnisoffen in Berlin, einfach mit dem Ziel, Musik zu machen. Mal schauen, wohin der Punk sie treibt. Erwartungsgemäß ist dieser auf der ersten EP geprägt von vielen Einflüssen. Wir sprachen mit Annette und Thomas über die musikalische Zusammenkunft, wobei Thomas in Personalunion als Tomatenplatten-Boss auch das Label der Band repräsentiert.

Woher kennt ihr euch?

Thomas: Wir kennen uns aus dem Proberaum, oder?
Annette: So isses, ganz genau.
Thomas: Ich war mit Julian auf einem Konzert in der Zukunft am Ostkreuz und da hat er mir erzählt, dass Max eine Band zusammenstellt, und da meinte ich sofort, dass er unbedingt noch mich fragen muss, haha. Ich habe mich da reingepresst sozusagen, es war Erpressung. Und dann habe ich Annette tatsächlich erst im Proberaum getroffen.

Es gab ein ominöses Foto aus dem Chinarestaurant auf dem Instagram-Account von DRANGSAL, da war ein Großteil von euch schon zu sehen und man ahnte, dass sich da was anbahnt. Kam die Idee da auf?
Annette: Nee, schon vorher. Max hat mich angerufen, wann ich mal nach Berlin komme, und ob ich ihn dann treffen würde, weil er ein Wahnsinnsfan von HANS-A-PLAST sei. Ich war sowieso bei Jan Müller von TOCOTRONIC, um mit ihm für seinen Podcast „Reflektor“ zu sprechen, und da habe ich ihn besucht. Wir haben uns über Musik ausgetauscht und er hat mich auch gefragt, ob ich Skizzen für Texte hätte und, ja klar, die hatte ich! Einen hatte ich mit, aber so richtig wurde das an dem Tag nichts. Dann bin ich nach Hause gefahren und fand es toll, dass ich ihn mal kennen lernen durfte, da ich vorher schon mit meinen Töchtern auf einem Konzert von ihm war. Dann rief er plötzlich an und sagte, er habe eine Band, wann ich denn nach Berlin kommen könnte. Ich war total verdutzt und dachte: Hä? Das gibt’s jetzt nicht. „Bring doch mal ein paar Texte mit und wir treffen uns dort und dann.“ Also bin ich dann irgendwann am KitKat-Club eine dunkle Treppe hochgegangen und dann standen die da alle. Julian von DIE NERVEN, Thomas und Konrad Betcher von DAGOBERT war noch dabei und natürlich Max. Wir waren alle angespannt und nervös, wobei ... wahrscheinlich eigentlich nur ich, haha. Ihr seid ganz cool gewesen, oder, Thomas?
Thomas: Boah, nee. Als ich 12 oder 13 war, da hat mir meine Schwester eine Kassette gegeben. Auf der einen Seite waren SLIME und auf der anderen HANS-A-PLAST. Und danach hat sich für mich alles verändert. Ich habe plötzlich nicht mehr Bob Dylan oder ALPHAVILLE gehört, was man halt als Teenie so hört, haha. Also wir waren an diesem Tag auf jeden Fall alle aufgeregt. Wir haben zum Kennenlernen erstmal „Rock’n’Roll Freitag“ gespielt, oder?
Annette: Ja, das war mein Vorschlag, um das gruppendynamisch positiv zu beeinflussen. Ich war eben komplett überfordert, haha.

Wovon genau?
Annette: Das waren ja vier junge Männer! Ich habe nur Töchter und ich kenne mich mit Männern eigentlich gar nicht so sehr aus, haha. Also dachte ich schon, was mache ich jetzt hier? Irgendwie wollte ich so schnell wie möglich Dampf ablassen, diese Spannung loswerden. Wir haben „Rock’n’Roll Freitag“ dann gleich zweimal gespielt.
Thomas: Haha, stimmt. Beim ersten Mal waren wir noch zu aufgeregt, beim zweiten Mal hat es Spaß gemacht.

War von Anfang an klar, dass es keine HANS-A-PLAST-Coverband werden soll?
Annette: Das war mein Wunsch und das haben wir von Anfang an beschlossen. Wir wollten uns treffen, nach allen Seiten offen bleiben und mal schauen, was mit der Energie des Punk passiert. Jeder hat ja sein Vorleben, haha, also musikalisch.

Kanntest du auch die Musik der anderen?
Annette: Ich habe mir die Musik angehört, aber ehrlich gesagt eher so die Greatest Hits. Und DIE NERVEN habe ich mir auch zum ersten Mal angehört und fand die Musik sofort total toll, DRANGSAL hatte ich ja im Konzert gehört. Bei DIE NERVEN war für mich gleich eine Offenheit in der Musik spürbar und bei DRANGSAL so ein experimentelles Gefühl. Das fand ich sehr gut und wenn man das Schlagzeug der BEATSTEAKS hört, dann weiß man ja, dass Thomas eine Maschine ist.
Thomas: Haha, der Versager, der Blender!
Annette: Ach Quatsch, haha. Wir waren nur sechs Mal im Proberaum und beim siebten Mal haben wir schon aufgenommen, aber alle Jahreszeiten dort durchgemacht. Eiskalt, mit Pullis und dicken Socken, dann im Sommer waren die alle mit freiem Oberkörper, das habe ich ihnen erspart, haha, aber es war eben super heiß. Irgendwie sind wir uns nahegekommen, haha.

Warum warst du bis dahin nicht aktiver, hätte man dich einfach fragen müssen?
Annette: Kommt darauf an, wer mich gefragt hat. Ich finde viele Bands toll und habe von weiter weg beobachtet, was da so abläuft. Aber ja, vielleicht hätte ich auch keine Zeit gehabt, ich war einfach in einer anderen Lebensphase und jetzt habe ich neue Freiheiten, die es mir ermöglicht haben, mal eben nach Berlin zu fahren. Ich muss für niemanden sorgen, auf niemanden aufpassen und bin einfach frei. Und ansonsten habe ich ja vorher auch 2005 mit BLOODY DEAD AND SEXY „Monstertanz“ neu aufgenommen und für DIE RADIERER einen Text gesungen, da haben wir Daten hin und her geschickt. Aber genau das wollte ich nicht. Ich habe einfach abgewartet. Aber ich wollte nie ein Revival, das wäre auch gar nicht möglich gewesen.

Wie genau kam dann Charlotte, die zweite Frau, dazu?
Annette: Max hat sie gefragt, sie kam dann gegen Ende des Prozesses dazu. Sie war sofort interessiert und fasziniert und ist einfach eine supertolle Musikerin. Das hat sich direkt ausgewirkt, für mich war es wichtig, noch eine Frau in der Band zu haben.

Stichwort oberkörperfrei?
Annette: Haha, ja und Stichwort Fußball. Ich habe das schon gemerkt, mit der Affinität, das war ja schon bei HANS-A-PLAST sehr stark. Ich habe mal einige der Songs mit den RAZOR BLADES gespielt, die haben eine tolle Sängerin und es war ein sehr gutes Gefühl, mit einer weiteren Frau auf der Bühne zu sein. Mir persönlich gibt das sehr viel.

Was konntet ihr von den jeweils anderen auf kreativer Ebene lernen?
Thomas: Unterschiedliches. Von Annette, wie sie singen kann ­– dass sie auch klassisch singen kann, habe ich mit den HANS-A-PLAST-Platten nicht so verbunden. Und wie schnell sie auf Musik reagiert. Es war kein Arbeiten im Sinne von Musik ändern und dann irgendwie den Text anpassen. Das ging gefühlt immer so, dass sich das sofort aneinander angepasst hat. Das ist nicht üblich, finde ich, das ist ja fast schon Jazz, haha. Und Julian kann ein Bassriff über ein ganzes Lied durchziehen, richtig großartig. Und bei Max ist krass, wie er sich in klassischen Harmonien bewegt, das ist super. Und Charlotte ist da noch mal, wahrscheinlich durch das Klavier, krasser.
Annette: Julian sagte: „Wir sind Lernende“, und so kam ich mir auch vor. Dieses Aufeinandereinlassen, einfach mal hören und dann improvisiert Max auf der Gitarre und ich singe einfach mal mit, da entstand eine tolle Stimmung. Alle hatten ein Verständnis für Musik. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, woher es bei mir gekommen ist, haha, aber es war einfach da und musste so sein.

War das auch so mit den Texten, sind die alle von dir?
Annette: Ja, die Texte habe ich komplett alleine geschrieben. „Aus Liebe“ war einer der ersten Songs und „Verschwinden“.
Thomas: Ja, damit fing alles an und dann noch ein Fragment von „Gleißendes Glück“. Man wusste, es wird super, aber es war irgendwie noch nicht fertig.
Annette: Genau, das habe ich dann mitgenommen und daheim noch mal den Text verändert. Max hat sich darüber totgelacht, da heißt es nämlich „Du bist ein Schatten meiner selbst“. Meine Tochter hat uns mal vorgeworfen, dass sie wohl mein Leben leben und ein Schatten meiner selbst sein soll, haha. Das blieb bei mir im Kopf hängen und dann fantasierte ich darauf herum.

Dir reicht also unter Umständen eine Zeile?
Annette: Ja, total. Ich würde sagen, das war immer so. Wenn ich denke, dass sich etwas toll anhört, dann überlege ich, was damit zusammenhängen könnte. Wenn es ernst wird und ich weiß, es geht jetzt in den Proberaum zurück, dann versuche ich, die Texte schon mal mit einem Rhythmus zu singen. Manchmal klappt das sofort und kann so übernommen werden, aber manchmal geht es auch schief. Mit DIE BENJAMINS haben wir insgesamt so zehn Songs, aber einige sind dann eben doch noch nicht fertig geworden, während wir bei denen auf der EP das Gefühl hatten, dass die jetzt fertig sind.

Konntet ihr euch leicht auf eine musikalische Sprache einigen?
Thomas: Es ging immer ziemlich schnell, bei „Drehen und Wenden“ standen kurz unterschiedliche Ansichten im Raum, wie der Song klingen könnte.
Annette: Durch meine älteste Tochter habe ich viel Gothic gehört und wollte ihr wohl unbewusst einen Song widmen. Da kam zumindest mal der Text her, der sich ja um Beziehungen dreht, die nicht ganz so glücklich sind. Ich liebe diese dunkle Musik, dieses unheimlich Schöne. Also wirklich unheimlich, haha, und schön.

Produziert habt ihr mit Max Rieger von DIE NERVEN, warum genau mit ihm?
Thomas: Der Weg war so nah, wieso nicht? Julian und Max, Max und Max, das lag so nahe und sein Studio ist 500 Meter entfernt von dem Aufnahmeraum, er war also ganz schnell da.

Hatte er Einfluss auf die Musik?
Thomas: Ich finde, er hat schon viel gemacht, aber eher so naturalistisch. Wenn man die Mixe hört, dann merkt man schon, dass er da klasse Sachen mit gemacht hat. Aber es war nicht so offensichtlich.
Annette: Ja, wichtige Akzente hat er gesetzt.
Thomas: Man hört, dass es jemand gemacht hat, der es echt gut kann. Die Songs waren zwar schon komponiert, aber wie sie am Ende dastehen, wie die Keyboards klingen und wie die Verhältnisse sind, da ist auch viel sein Anteil.

Man hört der Platte den drucklosen Spaß an, dass sie aus dem Bauch heraus entstanden ist. Das hat mir auch bei HANS-A-PLAST immer gut gefallen. Könnte es eine Fortsetzung geben?
Beide unisono: Ja!
Annette: Du hast es eben selbst gesagt, es entstand aus dem Bauch heraus und mir bedeutet diese EP sehr viel. Vorher konnte ich mir nicht vorstellen, dass das so möglich ist, war es aber. Und ich würde es gerne noch mal machen. Aber es ist ein offenes Projekt und wir sind ja generationenübergreifend, die haben alle ihre eigenen Bands und Projekte. Wir müssen schauen, dass wir die Zeit finden. Der Albumgedanke war da, aber das war mir alles zu viel, zu bombastisch. Ich wollte erst mal etwas machen, mal gucken, ob es funktioniert. Und du, Thomas? Wolltest du auch gleich ein Album?
Thomas: Nee, ich bin großer EP-Fan. Bei Alben hat man schnell ein Konzept und dann muss es ein schlüssiges Gesamtwerk sein, da ist immer so ein Ballast dabei. Nur Singles finde ich auch langweilig, aber eine EP ist immer ein guter Schnappschuss. Ein Moment, eine Phase, ein kurzes Abenteuer. Und viele EPs ergeben dann ein rundes Bild, mal so in die Zukunft fantasiert. Viele Schnappschüsse ergeben am Ende des Zyklus ein schönes Gemälde.

Thomas, du machst ja viel Musik, auch abseits der BEATSTEAKS. Wärst du wohl ein schlechterer Musiker, wenn du nur in einer Band spielen würdest?
Thomas: Das ist jetzt echt kein Understatement, aber ich denke nicht, dass ich ein besonders guter Musiker bin. Aber ich mache gerne was mit anderen Leuten zusammen. Mit anderen Leuten in einem Raum stehen und so gut spielen, wie man eben kann. Das ist mal besser und mal schlechter, aber am Ende auch nicht so wichtig. Das Handwerk ist dann nur ein Aspekt von vielen. Ich mag das einfach. Beim Musikmachen habe ich eine unglaublich hohe Adrenalin- und Endorphinausschüttung und so was will man ja so oft wie möglich haben.

Annette, hast du dich gewundert, dass es erst mal ausnahmslos Typen waren, die da vorm Proberaum standen? Immerhin warst und bist du immer ein Vorbild für Frauen in der Musik gewesen.
Annette: Dass die Männer da auch eine starke Fraktion bilden, war mir schon klar. Auf den Konzerten waren schon immer mehr Männer, Frauen kamen eigentlich nicht so viele. Deshalb ist es für mich eine Ehre, wenn Frauen jetzt auf mich zukommen, mir erzählen, dass sie die Musik gehört haben und das für sie empowernd war. Ich fühle mich so geehrt und weiß nicht, ob ich das verdiene. Wir haben damals einfach Musik gemacht und keine Gedanken darüber, ob das jetzt der Nachwelt erhalten bleibt oder nicht. Ich war immer erklärte Gegnerin von Plattenaufnahmen, weil ich dachte, das Live-Konzert ist das Einzige, was zählt. Das war meins, und hätten die Typen in der Band nicht gesagt, dass man das aufnehmen kann, dann wäre es gar nicht dazu gekommen. Ich habe mich nie als Feministin gesehen, lila Latzhosen und mit weit ausschweifenden Bewegungen tanzen oder so, das war ich nicht. Ich wollte einfach wahrgenommen werden und wusste, ich muss auf die Bühne und Musik machen. Das war meine Emanzipation für mich alleine, ich war keine Kämpferin für den Feminismus, keine Vorreiterin. Da gibt es ganz tolle Frauen, die Unglaubliches geleistet haben, auch in der Politik. In der Ecke war ich aber nicht, unsere Schlagzeugerin und die Bassistin bei HANS-A-PLAST waren deutlich politischer als ich.

Selbst wenn du nicht den Anspruch hattest, dann haben dich aber gewisse Zustände genervt, etwa dass du „Für ’ne Frau gut“ singen könntest. Was hat sich in deiner Wahrnehmung für Frauen im Punk seit 1977 geändert?
Annette: Frauen nehmen ihre Rechte mehr wahr und es geht nicht so unwidersprochen durch, wenn jemand angetatscht wird. Morde werden Femizide genannt. Wenn Frauen misshandelt werden, ist das nicht lustig, kein Kavaliersdelikt, das weiß in der Gesellschaft eigentlich jeder. Einiges, was wir früher nie für möglich gehalten haben, hat sich geändert. Wir Jungpunks haben uns damals auch für die letzte Generation gehalten. Wir haben auch gedacht, die Welt geht kaputt, also „Was tun, wenn es brennt?“ Der Kalte Krieg und die RAF waren ein Thema und es sah aus wie eine Gewaltspirale, die niemals aufhören wird, der nächste Krieg wartete um die Ecke und damit auch Tod und Verderben. Das hat sich jetzt wieder so zugespitzt, dass man sich wirklich denkt, es kann doch nicht wahr sein, dass wir in einer Zeit leben, in der in Europa wieder ein Land überfallen wird. Von Putin, von den Russen, das kann man ja aussprechen. Das macht mich völlig fertig und ist für mich ein typisches Zeichen einer Männergesellschaft. Russland ist für mich eine Diktatur, von oben und ein Männerclub. Diktatoren bauen auf Macht und männliche Dominanz, die nach unten weitergegeben wird.

Man spricht oft von den sogenannten Altpunks, die angeblich immer alles genauso haben möchten wie früher. Jetzt interessiert mich deine Sicht einer Altpunkerin. Wie stehst du zu der Veränderung im Punk, wenn es beispielsweise um nahezu pädagogische Texte geht?
Annette: Pädagogische Texte, das hört sich nach Zeigefinger an, das ist nicht so meins, so texte ich nicht. Ich liebe THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM oder LULU & DIE EINHORNFARM. Wie da rausgeballert wird, wie die Texte gesungen werden, das wäre für mich Punk heute. Bei den Männerbands, da höre ich das nicht so ... Aber ach, ich meine, ich kenne die alle und das sind Supertypen, aber ich bin nicht Teil der Altmänner-Punkbewegung!

Haha, wenn das mal nicht zitierfähig ist „Ich bin nicht Teil der Altmänner-Punkbewegung!“
Annette: Haha! Aber mal ehrlich, ich finde es teilweise ziemlich anstrengend, wenn ich auf einer Veranstaltung bin, auf der sich viele Männer mit Lederklamotten zusammenrotten ...
Thomas: Nicht nur du!
Annette: Toll, dass du das sagst. Früher kannte ich keine Männer, die dazu gestanden haben, dass Punk auch anders klingen kann. DER PLAN, so was Experimentelles, das fand ich immer gut, oder KLEENEX aus der Schweiz, die sich dann in LILIPUT umbenannt haben. Punk war für mich immer Offenheit, keine Grenzen, wir können machen, was wir wollen. Das hört man auch bei DIE BENJAMINS, man muss nicht brüllen. Obwohl ich das gut finde, ich mag das ja auch und gehe noch auf Punk-Konzerte. Manche Menschen machen im Alter dicht, egal ob Männer oder Frauen. Ich habe mir das im Herzen bewahrt.

Wenn DIE BENJAMINS mal ein Konzert geben, würde es dann eine zeitgemäße Ansprache an das Publikum geben?
Annette: Nein. Oh, es wäre interessant, mal wieder aufzutreten. Aber ich bin ja auch ohne Ansagen aufgewachsen, das war damals nicht cool. Als ich in München beim Konzert von DRANGSAL war, da hat er nicht groß was gesagt. Oder ich habe nicht zugehört, es ging für mich einfach los ins Konzert. Da hat vorne ein Typ eine Frau belästigt. DRANGSAL hat abgebrochen und ihm gesagt, dass er sich verpissen und die Frau in Ruhe lassen solle. Er meinte, dass er sonst nicht weitermacht, der Typ soll jetzt damit aufhören. Das hat mich ziemlich beeindruckt und so würde ich es auch machen. Also wenn ich so was beobachte, dann ist erst mal Schluss, das geht gar nicht.

Aber aus einem Selbstverständnis heraus?
Annette: Ja, genau, nicht weil ich vorher eine Ansprache gehalten habe. Ich wünschte mir natürlich, alle wären nett zueinander, aber die sind ja auch alle erwachsen und müssen schon selbst bei Sinnen sein.

Steht ein Konzert an?
Thomas: Wir hatten ein Konzert am Haken, der Fisch war schon gefangen. Und dann hat irgendeiner in der Band – das finden wir auch noch raus, wer das war – plötzlich gesagt, dass er doch keine Zeit hat, haha. Das war eine Sauerei und das wird der auch noch zu hören kriegen.