HECKSPOILER

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Alles geht, alles ist erlaubt

HECKSPOILER sind aktuell der neue heiße Scheiß aus Österreich. Seit 2015 machen die beiden Oberösterreicher Kim Tom Gun (bs/voc) und Zlatko San (dr/voc) gemeinsam Musik. Im Juli 2020 erschien nun ihr Debütalbum „Synthetik Athletik“ auf dem feinen Wiener Label Noise Appeal.

Als ich den Namen HECKSPOILER zum ersten Mal hörte, dachte ich an Springerstiefel, Hosenträger und kurze Haare. Das liegt wohl am „Oi“ im Namen. Passiert euch das öfter?

Andi: Wir denken, bei Punkrock-Shows kommt das durchaus vor, wenn uns die Leute auf den Flyern und Plakaten lesen. Bei der Namensfindung wurde das „Oi“ definitiv nicht berücksichtigt. Umso witziger, wenn uns Menschen live sehen und wir so gar nicht dem entsprechen, was in den Köpfen an Sound und Outfit verankert ist. Wir haben bereits Shows mit Corpsepaint, in Trainingsjacken, Polohemden oder im Anzug gespielt. Alles geht, alles ist erlaubt. Eventuell kramen wir demnächst ja auch einmal ein Oi!-Outfit raus.

„Die Infektion brennt lichterloh alles nieder“, singt ihr im ersten Song eures Albums. Ein Statement zur Krise oder Zufall?
Andi: Wirklich reiner Zufall. Die Platte haben wir im August/September 2019 aufgenommen, dementsprechend gibt es den Song ja schon länger. Wenn man den Text allerdings darauf auslegen will, warum nicht? Kryptische Endzeit-Lyrics sind sowieso cool. Es ist aber kein Corona-Quarantäne-Song und es wird auch nie eine Akustik-Livestream-Version davon geben. Versprochen.

„Wenigstens bin i ka gschissene Nazisau wie du“, heißt es hingegen im zweiten Song „Ned wie du“, was politisch ja schon eindeutig Position bezieht. Seht ihr euch als politische Band?
Thomas: Ich finde, man kann keine unpolitische Band sein. Wir schreiben unsere Musik eben emotional, was raus muss, muss raus. Authentizität ist uns das Wichtigste.
Andi: Klar beziehen wir bewusst Position. Wir kommen ja vom Land und da kommt es schon öfter vor, dass man sich denkt: Jo, na und, wenigstens bin i ka gschissene Nazisau wie du. Allerdings soll bei uns der Schmäh auch nicht vollkommen untergehen. Für die ganz großen Polit-Songs gibt es andere Bands, die das besser vermitteln können und mehr zu sagen haben.

Ihr singt ja im Dialekt. Warum?
Andi: Wir reden ja auch in derbster Mundart, da kann man noch so viel Wortwitz und Charme reinlegen, das klappt oft im Hochdeutschen nicht. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch auf Hochdeutsch singen. Der Hauptanteil wird aber Mundart bleiben.
Thomas: Die Mischung macht’s.

Ich sehe da zur Zeit einen Trend in diese Richtung in Österreich. Seht ihr den auch?
Andi: Wenn es ein Trend ist, dann können wir das nur gut finden. Mundartmusik gibt es ja schon ewig. Ich sehe schon, dass vor allem der österreichische Mundart-HipHop durch die Decke knallt, weil viele Acts wirklich saugut sind. Solange nichts erzwungen wirkt, soll jeder seine Musik schreiben, wie es ihm passt.

Was sind eure musikalischen Einflüsse?
Thomas: Ich bin froh, dass meine ersten Konzerte welche von lokalen Rockbands waren. Wenn man dann quasi in der Nachbarschaft, mit 13 oder 14 Jahren, eine Band mit geilem Sound vor sich spielen hört, ist man verzaubert. Bands wie BURNING TOO, DESPERATE CRY, ENSENADA oder PORN TO HULA waren in dieser Zeit meine größten Einflüsse.
Andi: Ich kann das zu 100% bestätigen. Oben genannte Bands haben sicherlich extrem viel Einfluss auf unseren Sound. Die wohnten ja quasi ums Eck, waren für uns also viel greifbarer als die „Großen“. Der rotzige Sound und die Scheißdrauf-Attitüde haben uns sicherlich geprägt.

Euer Sound in fünf Worten?
Thomas: Verzerrt – wuchtig – melodisch – gemein – schön.
Andi: Heftiger – Action – Punk – Rock – Scheiß.

Ihr seid ja „nur“ zu zweit. Wenn man eure Platte so hört, reicht das voll und ganz aus. Wie kam es dazu?
Thomas: Nach dem ersten Treffen merkten wir, dass es uns zu zweit viel Spaß macht zu musizieren und zu komponieren. Eine zusätzliche Kraft für die Band zu finden, wo auch die Chemie stimmt, haben wir erst gar nicht versucht. Natürlich denkt man: Oh, hier ein Gitarrensolo und da Synthiesounds, aber die Lieder schreiben wir nun so, dass unsere Stimmen die zusätzlichen Instrumente sind.
Andi: Nach dem ersten Jammen zu zweit fanden wir die Idee eben ziemlich cool, das so zu belassen. Wir kannten vorher ja keine Bass/Drums-Combo. Der Sound ist sicherlich gewachsen und mächtiger geworden, ich denke nicht, dass wir noch etwas Zusätzliches brauchen. Und die Zweisamkeit hat für uns schon sehr angenehme Vorteile.