HEROD

Foto© by Shehnaz Khan

Blicke auf das Licht

Pierre, Gründer, Komponist und Gitarrist von HEROD, ist nicht das, was man sich unter einem Metal-Musiker vorstellt. Er lebt ein ländliches Leben in der Schweiz und versucht sich in Autonomie. Wie dabei „The Iconoclast“ herauskam, erzählt er uns hier.

Euer neues Album trägt den Titel „The Iconoclast“. Kannst du uns erklären, inwiefern der Titel die Musik und das Konzept dahinter widerspiegelt?

Wörtlich bedeutet Iconoclast in einem modernen Kontext eine Aggression gegen die Herrschaft, ist ein politischer, sozialer und freiheitlicher Akt. Ich hatte nach der „Sombre Dessein“-Phase den Wunsch, Teil der Lösung und nicht mehr des Problems zu sein. Seitdem habe ich mein Leben geändert und verfolge Ziele wie Autonomie und Nüchternheit. Ich züchte Schafe und baue Gemüse an.

Euer letztes Album „Sombre Dessein“ erzählt die Geschichte von Menschen, die alte Frachtschiffe zerlegen, und setzt sich mit dem Thema Konsum auseinander, angeregt durch die Dokumentation „Freightened. The Real Price of Shipping“. Was war die ursprüngliche Idee hinter „The Iconoclast“?
„Iconoclast“ bedeutet, am Rande zu leben, das ist heute mein Wille. Man kann sich nicht ständig beklagen, dass nichts gut läuft, man muss die Ärmel hochkrempeln und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Nihilismus kann nicht gewinnen.

„Sombre Dessein“ kam 2019 heraus – wie hat sich deine Sicht auf die Welt seitdem verändert? Wie denkst du über den Weg, auf dem sich die Menschheit derzeit befindet?
Wie bereits erwähnt, blicke ich heute überraschenderweise auf das Licht, auch wenn die Realität immer beunruhigender wird. Ich arbeite täglich an einem einfacheren, nüchternen und weiseren Leben. Dieser Lebensstil ist nicht wirklich mit der Entwicklung einer internationalen Band vereinbar. Leider haben wir nicht vor, für diese Platte viel zu touren.

Ein Track ist mir besonders aufgefallen, „The ode to ...“, gesungen von einem Chor – was ist die Geschichte dahinter? Wer singt hier und was ist die Idee hinter dem Stück ist?
Es freut mich sehr, dass er dir gefällt! Als ich ein Kind war, habe ich zu Hause viel Jazz und klassische Musik gehört. Durch meinen Vater entdeckte ich auch „The Mysteries Of The Bulgarian Voices/Les Mystères des Voix Bulgares“ sowie Gheorghe Zamfir, den Panflötenmeister. Ich wollte schon immer meine Riffs mit slawischer Musik mischen. Während der Komposition von „The Iconoclast“ schlug ich den anderen Bandmitgliedern vor, einen Song mit einem Chor bulgarischer Frauen zu machen, und es gelang mir, mit dem EVA QUARTET in Bulgarien in Kontakt zu kommen. Sie nahmen die Stimmen in einem Studio irgendwo in Sofia auf.

Ein weiteres Feature auf der Platte ist Loïc von THE OCEAN – eine Band, mit der ihr bereits eine gemeinsame Geschichte habt. Wie ist die Idee entstanden, zwei „Ozeane“ auf dieser Platte aufeinanderprallen zu lassen?
Loïc ist ein alter Freund, wir sind in der gleichen Region in der Schweiz aufgewachsen. Wir mochten, was er auf „Mourning Grounds“ gemacht hat, und fragten ihn, ob er bereit wäre, es wieder zu machen! Wir werden zwei Shows in der Schweiz anlässlich der Veröffentlichung spielen und vielleicht wird er mit uns auf der Bühne stehen, um diese beiden Stücke zu singen, ich kann es kaum erwarten!

Im Bandinfo nennt ihr auch Hans Zimmer als Einfluss oder Inspiration. Was macht seine Musik so besonders und was davon findet sich bei HEROD wieder?
Vor allem ist Hans Zimmer ein genialer Komponist. Ich würde davon träumen, eine so intensive Filmmusik schreiben zu können. Ich habe zaghaft versucht, Orchestrierungsinstrumente zu integrieren, um eine Sludge-Symphonie zu erschaffen. Vielleicht ein Vorgeschmack auf den zukünftigen Sound von HEROD.