PALISADES

Foto© by Travis Shinn

Unbequeme Scheidewege

Seit dem überragenden Vorgängeralbum „Erase The Pain“ musste das Quartett viele Entscheidungen zur eigenen Zukunft treffen. Nicht nur brachten die Pandemie oder private Schicksalsschläge die Band ins Stocken. Auch die Vakanz am Mikro musste gefüllt werden. Wie die jüngere Vergangenheit das neue Album beeinflusste, schildert uns Gitarrist Matt.

„Reaching Hypercritical“ ist euer sechstes Album. Was würde dein altes Ich aus eurer allerersten Zeit dazu sagen?

Ich denke, mein jüngeres Ich wäre erstaunt, wie wir gewachsen sind, zu was wir fähig sind, wie arg sich unsere Musik weiterentwickelte und welche Hindernisse wir überwunden haben. Das hätte er sich nie erträumt.

Was hat sich zwischen eurer ersten Probe und heute verändert?
Die größte Veränderung betrifft, neben unserer Besetzung, unsere Mentalität. Kinder aus New Jersey, die nicht wussten, wer sie sind, entdeckten einen Sinn. Jetzt schreiben wir Musik, um Menschen zu helfen, sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind und alles durchstehen werden, was sie aktuell erleben.

Was ist das Wichtigste, das du in deiner Zeit mit PALISADES gelernt hast?
Wir müssen an uns glauben. Es gibt nichts, das wir nicht überwinden und an dem wir nicht wachsen können.

Welche Erfahrung deiner Karriere würdest du nicht eintauschen?
Zwei Jahre ohne Tourneen haben mich fast vergessen lassen, welche Freude wir den Menschen bringen können. Zu sehen, wie Menschen für eine Stunde ihre Probleme loslassen und einfach mit uns singen, ist etwas, das ich bis zum Ende meines Lebens wertschätzen werde. Außerdem würde ich keine der geschlossenen Freundschaften missen wollen.

Wie sehr beeinflussten diese Erfahrungen euer neues Album?
„Reaching Hypercritical“ ist geprägt durch unseren Sänger Brandon und seine Kämpfe mit seiner psychischen Gesundheit. Ich selbst machte während des Schreibens eine schwierige Familienkrise durch. Das Schlimmste, was wir erleben mussten, war der Tod des Vaters unseres Schlagzeugers Aaron. Das Album war unser Weg, mit all dem fertigzuwerden.

Was ist für PALISADES möglich, seitdem Brandon Elgar euer Frontmann wurde?
Als wir die ersten Demos für das neue Album schrieben, merkten wir umgehend, dass Brandon gesanglich alles liefern kann. Er konnte sein gesamtes Repertoire mit kräftigen hohen Noten, wunderschönem Falsette und dämonischen Screams abrufen. Außerdem ist er in der Lage, unsere Gesangsideen, Melodien oder Texte mitsamt den Gefühlen, die wir empfinden, zu vermitteln.

Wenn „Reaching Hypercritical“ eine Person wäre, welche Persönlichkeit hätte es?
Es wäre eine verletzliche Seele am Rande des psychischen Zusammenbruchs. Ich liebe an ihr, dass sie ehrlich, standfest und nicht verängstigt oder beschämt davon ist, wer sie ist.

Was möchtest du in der Zukunft lernen?
Als Person möchte ich in der Lage sein zu akzeptieren, wer ich bin, ohne dabei wie für gewöhnlich nervös zu sein.