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COURETTES

Back In Mono

Schon der Titel deutet auf die Richtung, in die das dynamische Duo auf dem dritten Album geht. „Back To Mono“ war ein Boxset mit Aufnahmen des „Wall of Sound“-Producers Phil Spector, und es ist deutlich zu hören, dass die COURETTES mehr als nur ein Ohr auf dessen Songs als Inspiration für das neue Album geworfen hatten. Flavia und Martin Couri spielten ihre erste Show als COURETTES Ende 2014, ein Jahr später erschien der erste Longplayer bei Sounds of Subterrania, 2018 folgte der zweite Streich. Damaged Goods nahm die beiden Couris dann vergangenes Jahr unter Vertrag, rereleasete die beiden Alben als „Twofer“, veröffentlichte bereits zwei Singles des Fuzz-Beat-Pärchens und schiebt nun mit „Back In Mono“ ein beeindruckendes drittes Album hinterher. Flavia Couri, gebürtige Brasilianerin, spielte als Sängerin/Bassistin bei den AUTORAMAS, einer Garage-Band aus Rio de Janeiro. Martin, ihr Ehegatte, war zuvor als Drummer bei den dänischen Crypt-style-Punkcombo COLUMBIAN NECKTIES. Als Gitarre/Drums-Doppelpack galten sie zunächst als einer der unzähligen WHITE STRIPES-Klone, konnten sich aber mit geschickten Arrangements und zwingenden Hit-Kompositionen einen Namen machen. Mit dem neuen Album, das im eigenen Vintage-Studio Starr Sound auf authentischer Sixties-Backline (mit Selmer-Amps und EAB/Telefunken-Konsole!) unter Aufsicht von Søren Christensen (BLUE VAN) eingespielt wurde, gehen die COURETTES einen beachtlichen Schritt voran. Die Faszination der großen Girl-Groups der Sechziger scheint hier beinahe stärker auf die Band abzufärben, als der „Back From The Grave“-Katalog. „Die RAMONES feiern mit den RONETTES eine Party“, mag eine Beschreibung des „neuen“ Sounds sein, viel klingt hier aber auch wie eine Orgie der SHANGRI-LAs mit THE REIGNING SOUND in Joe Meeks Wohnzimmerstudio. Das Songwriting der COURETTES hat eine angenehme Entwicklung gemacht, „I can’t hardly wait“ und vor allem „Too late to say I’m sorry“ legen die Messlatte sehr hoch, das ist pures Phil Spector-Feeling mit Gebimmel und Gejangle, darüber sirupartige Streichersauce, einfach magisch. Als „roter Faden“ durchzieht das Album dennoch bei nahezu jedem Song Flavias Kettensägen-Fuzz-Riffs, ob’s passt oder nicht. Da wäre womöglich etwas mehr Zurückhaltung hilfreich, wenn’s denn dem Song dient. Bleiben nach diesem „großen“ Album noch ein paar Fragen offen: Wie spielt man solche Songs live? Wird das „Wall of Sound“-Orchestra reaktiviert, mit Bo von POWERSOLO an der Rhythmusgitarre, Søren Christensen am Piano und den SHA-LA-LAS als Background-Sängerinnen? Und in welche Richtung geht’s beim fünften Album: Zuckerwatte-Pop oder „Back to fuzz“? Die COURETTES machen so oder so eine gute Figur, ob als „Powerduo“ oder als durchorchestrierte Breitwand-Combo.