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ELVIS COSTELLO

Hey, Watchface

Nach den Aufnahmen zu Costellos „Look Now“-Album, mit den wieder zusammengetrommelten IMPOSTERS, ist Album Nummer 31 (!) wieder etwas vom straffen Bandgefüge abgerückt. Costello nahm zunächst in Helsinki ein paar Solotracks auf, jettet direkt darauf für eine Wochenendsession nach Paris, um dort weitere Spuren einzusingen. Flugscham kennt der Elvis jedenfalls nicht, denn weiter ging es flugs mit einem Studioaufenthalt in New York. Dort spielte Arrangeur Michael Leonhart zusammen mit Bill Frisell zusätzliches Material ein, von Costello in London vervollständigt. Man merkt schon an dieser komplexen Vita, dass dem Album zwangsläufig etwas Kohärenz abgeht, und es ist tatsächlich so, dass es nicht wie aus einem Guss wirkt, sondern ziseliert, fragmentiert und überambitioniert. Dass es hier zu Brüchen kommen würde, war klar, doch ist zwischen den eher lärmig-rockigen und den balladesken Schmusenummern ein weites Feld mit viel Projektionsfläche geblieben. Das Album funktioniert sowohl als ruhiger Hintergrund wie auch als anregendes musikalisches Wimmelbild, bei dem „Einflüsse Suchen“ gespielt werden kann. Nicht Costellos zugänglichstes Werk, nicht sein verkopftestes, irgendwo dazwischen, von allem etwas und auch wieder nichts davon, und genau deshalb so ärgerlich beliebig.