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SPECTRES

Hindsight

2004/2005 gründeten Brian Gustavson (voc) und Steve Hanker (gt, dr) SPECTRES in Vancouver, Kanada. Damals waren sie, das schreibt Brian in den Linernotes im Booklet, vom CRISIS-Album „Hymns Of Faith“ fasziniert, und zu einer Zeit, als der gemeine Nietenpunk noch missbilligend auf Goth-Punk herabblickte, machten sie sich auf, mit DIY-Punk-Attitüde dem Goth/Wave-Post-Punk der Achtziger neues Leben einzuhauchen. Nach Kleinformaten veröffentlichten SPECTRES 2010 ihr Debüt „Last Days“, Mitgründer Hanker war schon wieder raus und Gustavson als einziges Urmitglied verblieben – bis heute ist er die einzige Konstante. 2012 folgte das „Nothing To Nowhere“-Album, 2016 „Utopia“, und 2019 auf ArtOfFact „Nostalgia“, das bis dato letzte Album der Band, die auch immer mal mit Sabotage Records aus Bremen zusammenarbeitete. Mit „Hindsight“ ist nun ein Zwitter aus Werkschau (sieben alte Songs) und Lebenszeichen (fünf neue Songs von 2020) erschienen. In chronologischer Reihenfolge geht es los mit den beiden Tracks der „Cold War“-7“ auf Whisper In Darkness, wo 2008 auch die beiden Songs der „Visions Of A New World“-7“ erschienen. „Pattern recognition“ kam 2010 auf der Split-7“ mit ARCTIC FLOWERS, „Provincial wake“ und „Northern towns“ 2019 als Siebenzöller auf Sabotage. Über die Jahre, das zeigen die neuen Songs von 2020, sind SPECTRES immer etwas songorientierter geworden, schreiben heute fast schon kleine Hits wie etwa „Crosses and wreathes“, das mich seltsamerweise an „Space age love song“ von A FLOCK OF SEAGULLS erinnert. Gustavsons Gesang ist klarer, melodiöser geworden, hat auch mal was vom jungen Morrissey („Tell me“), und das gefällt durchaus, aber wegen mir sollten SPECTRES bitte möglichst viel von ihrer frühen dunklen Wut im Sound behalten. „To the victor“, der letzte Song, ist dann schon nah dran an NEW ORDER – so gesehen hat man hier die Entwicklung von JOY DIVISION zu NEW ORDER im Schnelldurchlauf vor sich. Wer die Band bislang versäumt hat oder nur die Alben besitzt, wird hier bestens bedient.