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RICHIES

Pet Summer / Don’t Wanna Know If You Are Lonely

Die RICHIES kenne ich seit einer der ersten Ox-Ausgaben, als mir Frank Herbst (damals Your Chance, später Plastic Bomb, heute crazyunited.de) deren von ihm veröffentlichte Debüt-7“ „Fish Licence“ zuschickte: Drei Typen aus Duisburg in Lederjacken, die stoisch den klassischen RAMONES-Sound runterschrubben und das zu einer Zeit, als die RAMONES eigentlich keinen mehr interessierten. 1990 kommt ihr „Winter Wonderland“-Album auf We Bite, schon 1991 der Nachfolger „Spring Surprise“ und das damals sehr aktive deutsche Punk- und Hardcore-Label We Bite heuert mich – das Ox war kaum mehr als ein Hobby, ich brauchte einen Nebenjob – als Promo-Mann an, und We Bite war in Schwaben, ich in Essen, und die RICHIES gingen im Dezember 1992 in Witten ins Mohrmann-Studio, um die „Don’t Wanna Know If You Are Lonely“-EP aufzunehmen. Ich war einen halben Tag mit dabei und erinnere mich bis heute an eine Diskussion mit Sänger Axel bei den Gesangsaufnahmen zum HÜSKER DÜ-Cover „Don’t wanna know if you are lonely“: Ich war der Meinung, dass er „lonely“ zu sehr „loneliii“ betone, das müsse mehr „loneleee“ sein, und wir haben sehr intensiv diskutiert. Was ich jetzt hier höre, klingt auf jeden Fall richtig – keine Ahnung, ob damals nachgebessert wurde oder die Diskussion sehr akademisch war. Auch das famose „DT 125“ entstand in dieser Session, Drummer Peters Liebeserklärung an sein „Mopped“. Und „Elvis“ mit diesem schrägen türkischen Elvis-Impersonator aus dem Pott. Und das BANGLES-Cover. Und das von LES SHERIFF. Ein halbes Jahr später, im Sommer 1993, gingen die RICHIES wieder ins Mohrmann-Studio und nahmen ihr drittes Album „Pet Summer“ mit dem famosen Streichelzoo-Esel-Cover auf. Ich erinnere mich dunkel, dass mir Axel, einer der größten BEACH BOYS-Fans der Welt, damals deren popkulturelle Relevanz zu vermitteln versuchte – ich hielt die damals nur für eine lahme, olle Combo. Ansonsten waren die RICHIES auch auf diesem Album famose Popkulturverwerter, ich merke aber, dass der Schlagzeugsound damals etwas merkwürdig war – klingt nach der sprichwörtlichen Schießbude. Seltsame Zeiten ... das schlimme „Rap’n’Rip“ wäre auch besser nie aufgenommen worden. RICHIES wetteiferten damals in Sachen Pop-Punk klar mit den famosen BADTOWN BOYS. Nur der Sound des Albums ist insgesamt etwas clean, aber da war wohl die Zeit damals. Die Neuauflage beider Platten kommt als Doppel-LP in weißem Vinyl, mit den alten Textblättern, aber leider ohne Linernotes: Axel, Peter und Sulle hätten sich echt mal ein paar Zeilen entlocken lassen sollen.