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ROLO TOMASSI

When Myth Becomes Memory

Dass ROLO TOMASSI sich nach den letzten beiden Alben noch weiter in Richtung Melodie entwickeln würden, sollte niemanden überraschen. Trotzdem ist ihr sechstes Werk weit davon entfernt, berechenbar zu sein, denn bei Eva Korman und ihren Mitstreitern folgt auf Licht weiterhin unmittelbar tiefe Dunkelheit, in Form von Schrei- und/oder Noise-Attacken. Das Wechselbad zwischen laut und leise kann innerhalb eines Songs stattfinden, ein Track wie „Closer“ kann aber auch komplett sphärisch und harmonisch verstreichen und erst das nächste Stück erzeugt den Kontrast. Und wenn ein Riff besonders zermalmend daherkommt, wie zum Beispiel bei „Labyrinthe“, wird man sogar an die DEFTONES erinnert. Was die Band ebenfalls unvorhersehbar macht, ist das Songwriting. Denn es findet sich wenig bis kein Material, dass herkömmlichen Pop-Strukturen entspräche. Und wenn doch, sollte man einfach mal versuchen im 4/4-Takt mitzuklatschen. Die Chancen, dass es daneben geht, sind hoch. ROLO TOMASSI liefern einmal wieder ihr bestes Werk ab, denn es interessieren sie weiterhin nur für die eigenen Maximen. Und sie lassen sich auf „When Myth Becomes Memory“ genügend Zeit, dass diese nach eigenen Vorstellungen zum Tragen kommen, auch wenn sie dadurch erneut gewisse Rahmen sprengen. Nicht trotzdem, sondern genau deswegen sind Songs wie „Drip“ einfach der Wahnsinn.