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HAWKWIND

Somnia

Warum sollte es dem inzwischen achtzigjährigen HAWKWIND-Leader Dave Brock, der seinen früheren Bassisten Ian Fraser Kilmister schon um zehn Jahre überlebt hat, anders gehen als anderen Musikern? So folgt auf das letztjährige Lockdown/Pandemie-Album „Carnivorous“ recht flott ein weiteres, in der Hoffnung, demnächst auch mal wieder auf Tour gehen zu können. Der Titel der Platte bezieht sich dabei auf Somnus, den römischen Gott des Schlafes, und so enthalten auch die Songs Anspielungen auf den Schlaf, was an Titeln wie „Counting sheep“, „Sweet dreams“ oder „It’s only a dream“ auch unschwer zu erkennen ist. Beim Hören von „Somnia“ fällt man jetzt aber auch nicht unmittelbar in Tiefschlaf, auch wenn es in den letzten fünfzig Jahren sicherlich schon spannendere HAWKWIND-Platten gab, wie langjährige Fans anmerken werden. Dennoch gelingt es dem Spacerock-Pionier Brock auch hier wieder, mehr als nur Siebziger-Jahre-Nostalgie zu versprühen und nicht zur Karikatur seiner selbst zu werden. „Somnia“ entpuppt sich dabei als erstaunlich wenig songorientiert, stattdessen versucht Brock eine in sich geschlossene surreale und traumartige Atmosphäre zu erzeugen, was manchmal an „Tales Of Mystery And Imagination“ von THE ALAN PARSONS PROJECT erinnert, denn wie hieß es bei Poe noch: „Das, was wir sehn in Zeit und Raum, ist nur ein Traum in einem Traum.“ Mit dem Unterschied, dass die Soundwelten von „Somnia“, wie von HAWKWIND gewohnt, um einiges wilder und wirrer sind, was ihre meditativen Ambitionen meist schon wieder konterkariert.