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MOVING TARGETS

Wires

Du kannst weder HÜSKER DÜ noch die REPLACEMENTS haben, weil beide aufgelöst und unreformierbar sind? Dann tröste dich, denn immerhin kannst du die MOVING TARGETS haben, deren Gesang dich angenehm an erstere und deren Sound an letztere erinnern wird, ohne jegliche bewusste Ansteuerung dieses Fahrwassers, denn die Stimme von Ken Chambers klang schon immer so und seine Gitarrenmelodien sind nach den ganzen Jahren immer noch von feinster Güte.

Das Vierteljahrhundert Pause seit der letzten Platte hat der Band in gewisser Weise gut getan, denn angeknüpft wird an die ersten beiden Platten, die nach wie vor zu den Scheiben gehören, die immer wieder auf dem Plattenteller landen, wenn es ein guter Tag ist, der nach einem entsprechenden Soundtrack verlangt.

Mit den neuen Leuten hat sich Ken zwei echte Könner an Bord geholt, denn so warm und dicht klangen die Targets lange nicht mehr, was auch ein Verdienst der üppig klingenden Produktion ist.

Bassist und Schlagzeuger verstehen ihre Instrumente nicht nur als reine Rhythmussektion, sondern als eigenständiges Ausdrucksmittel, was man deutlich hören kann, ebenso wie die Spielfreude mit viel Liebe zum Detail, das unter dem Strich ein größeres Ganzes ergibt.

Beim Anhören der Platte und dem mittlerweile achten oder neunten Durchgang fällt auf, welches Potenzial die kleinen Brüder der LEMONHEADS unausgeschöpft liegen gelassen haben, denn hier werden lose Fäden verknüpft und mit spielerischer Leichtigkeit eine Platte abgeliefert, die einen Sack voller Hits mitbringt, für die ein Herr Dando wahrscheinlich seine Seele verkaufen würde, sofern er daran noch Anteile besäße.

Die 14 Stücke haben großartige Gitarrenmomente und einen Sack voller Hits, die gleich beim ersten Durchlauf zünden, um sich für lange Zeit in Deinen Rezeptoren festzusetzen, die sich dafür verantwortlich zeigen, Ohrwürmer für die Stunden aufzubewahren, in denen man normalerweise schlafen sollte.

Hervorzuheben sind vor allem „Living for you“, „Turn it on“ mit einer wahnsinnigen Hookline und „Fear of god“, sowie mindestens, wenn nicht noch mehr ... Füller kann ich keinen erkennen. In den Achtzigern veröffentlicht, hätte sich eine Platte wie diese über die Jahrzehnte im sechsstelligen Bereich verkauft und würde damit heute noch die Sammlungen vieler Menschen zieren.

Heute leben wir aber in einer Zeit, in der so etwas nicht mehr möglich ist. Einerseits schade, andererseits nicht zu ändern, und so bleibt mehr für die vom Kuchen, die diese Band gerne in kleinerem Rahmen voll und ganz genießen wollen, was ich ausdrücklich empfehlen möchte.

Weil es auch noch gut aussieht, sei erwähnt, dass das Coverartwork von Welly vom Artcore-Fanzine gestaltet wurde, der sich für die Ehre ein zweites Loch in seinen nach Amerika übergesiedelten Arsch gefreut haben dürfte.