Legendäre Compilations

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PARANOIA YOU CAN DANCE TO FLIPSIDE VINYL FANZINES 1 + 2 AND MORE (1986, Weird System)

Es muss 1987 oder 1988 gewesen sein. Ich war (noch) METALLICA-Fan, die Band posierte auf Fotos in MISFITS-Shirts, eine Band, die ich sofort toll fand. An Platten von ihnen kam man nicht so leicht ran wie heute, doch eines Tages kramte ich in Düsseldorf bei Hitsville Records, damals noch in der Andreasstraße im ersten Obergeschoss gelegen, in der Secondhand-Kiste und plötzlich hatte ich diese Compilation in der Hand und MISFITS stand auf dem Cover. Neugierig zog ich die Platte aus der Kiste, warf einen kurzen Blick auf das Backcover und stellte fest, dass ich den Song „Attitude“ noch nicht kannte. 12 DM sollte die Scheibe kosten, was okay war. Bezahlt, ab nach Hause und erst einmal den MISFITS-Song angehört, eine recht dumpfe, eher enttäuschende Live-Aufnahme.

Aber es waren ja noch insgesamt 16 weitere, mir damals noch unbekannte Bands auf der Compilation. Auf der A-Seite die DICKIES mit einer guten Live-Version von „Gigantor“, GOVERNMENT ISSUE mit „Religious ripoff“, FREEZE „Noone is ever coming home“, SCREAM „Fight“, UNDEAD „Eighty-four“, F.U.’S „Warlords“, T.S.O.L. „Suppose they gave a war“ und G.B.H. mit „Give me fire“, ein Song, den ich bis heute nur in dieser Version mag. Auf der B-Seite folgen DECRY mit „Island paradise“, einer der besten Songs überhaupt, NAKED RAYGUN „Metastasis“, VAGINA DENTATA „Golden boys“, PLAIN WRAP mit dem fantastischen „Magnetic shoes“, NECROS „Walkin‘ the dog“, CATATONICS „Descending in E“, AGENT ORANGE „Shaken’ all over“ und DETOX mit „Shoot the kid“.

Wie der Titel dieses Samplers – Compilation sagten wir damals eher nicht – schon verrät, handelt es sich um ein um den DETOX-Song erweitertes Best-Of der ersten beiden Compilations von Flipside, dem L.A.-Punk-Fanzine und -Label, von dem in Hamburg ansässigen Label Weird System in Lizenz herausgebracht. Auf dem Inlay sind alle Kontaktadressen der beteiligten Bands aufgeführt, es gibt Informationen darüber, wo die Songs ursprünglich veröffentlicht wurden, das Flipside Fanzine wird kurz vorgestellt. Sehr spannend fand ich damals, dass einige Bands ein kurzes Intro zu ihren Songs aufgenommen hatten, wobei mir das von DECRY bis heute im Gedächtnis geblieben ist: „DECRY ain’t got no introduction so this turkey is doing it for us.“ Herrlich! Ein kurzer Blick in den Plattenschrank verrät mir, dass im Laufe der Jahre die Alben nahezu aller hier vertretenen Bands in meiner Sammlung gelandet sind, wobei mir ehrlicherweise bei einigen (DECRY, PLAIN WRAP) nur die Songs der Compilation wirklich gefallen. Das gezeichnete Cover finde ich bis heute cool und die Katze auf dem Backcover habe ich mir damals auf ein T-Shirt gepinselt.