24/7 DIVA HEAVEN

Foto© by Lupus Lindemann

Blind Date mit ...

Wir treffen Bassistin Karo und Drummerin Mary der Berliner Rockband 24/7 DIVA HEAVEN online, um ihnen Songs vorzuspielen, die alle irgendwie mit ihrem Sound in Verbindung gebracht werden können. Ihr erstes Album „Stress“ erschien 2021 auf Noisolution und sorgte für mächtig Wirbel.

TEAM SCHEISSE „20:15“

Karo [gestikuliert wild und singt laut mit]: Das sind die großartigen TEAM SCHEISSE; ich liebe TEAM SCHEISSE!

Man hat den Eindruck, dass gerade alle TEAM SCHEISSE lieben, aber warum?
Karo: Ich liebe die, weil ich finde, dass das richtig geiler Punk ist, so wie man ihn hören will. Mir gefällt auch die Art, einfach mal was ins Mikro zu brüllen, auch wenn es nicht gleich Sinn macht. Man kann schon Schwachsinnssongs haben, wie „20:15“, wobei das ja auch ein Gesellschaftsspiegel ist, haha, aber so Songs wie „Frank“, also die haben ja auch einen schönen Mehrwert. Man kann von TEAM SCHEISSE viel lernen: Spaß haben bei der Sache und trotzdem politisch sein.
Mary: Ich kenne die durch Karo, seit einigen Monaten, eine Spiegelreflexion habe ich jetzt noch nicht gehört, liegt aber vielleicht auch daran, dass ich die Songs noch nicht so oft gehört habe wie Karo. Und ich verstehe deren Humor nicht, aber das sind nette Leute und wir durften mit denen auch schon zusammen spielen.
Karo: Sind auf jeden Fall coole Leute, wobei ich mich mit denen jetzt noch nicht über Politik unterhalten habe, haha. Wir haben eher über Biersorten geredet und die dann verkostet.

JUDAS PRIEST, „Painkiller“
Karo [macht sofort Luftdrumming]:
... klingt nach JUDAS PRIEST, das ist „Painkiller“, oder?
Mary: Der Einstieg kam mir auch bekannt vor, aus welchem Jahr ist das? Erinnert mich auch von den Rhythmen her an BABES IN TOYLAND oder L7, also außer die klassische Metal-Doublebass.

Da ihr nur zu dritt seid, kann man sich auch mal gut vordrängeln, so mit einem geilen Drumeinstieg zum Beispiel. Wie groß ist der Drang, so was zu machen?
Mary: Na klar, kommen wir mit solchen Ideen an. Da wird dann aber eher gesagt, ja, super, voll schön, dass du das spielen kannst, aber passt halt gar nicht hier rein, haha.
Karo: Ich finde das Wort Einheit voll schön, so viel Platz für Abgefahrenes ist da eigentlich nicht. Kommt aber eben auch immer drauf an, was für eine Musik man macht. In unsere grungige Schiene passt jetzt kein Gitarrensolo oder komplexer Drum-Einstieg.

Spielt ihr eindeutig Grunge?
Kat: Nein, nicht nur. Kat mag das auch gar nicht, wenn man Grunge sagt, deshalb habe ich ja eben auch nur grungemäßig gesagt, haha. Ich würde sagen Grunge-Punk.
Mary: Ich sage Punk-Grunge, mit Einflüssen, und manchmal sage ich auch einfach: Ach, hör’s dir doch mal selbst an.

BRUTUS, „Liar“
[Beide wippen sofort mit den Köpfen.] BRUTUS sind das, die sind auch zu dritt und die Sängerin spielt auch die Drums.

Mary: Ja, ich weiß. Und von der habe ich mal ein krasses Interview gelesen. Die singt ja die ganze Zeit und spielt die ganze Zeit, das ist sehr interessant, welche Rhythmen sie spielt, und dann singt sie auch noch sehr außergewöhnliche Harmonien. Das können nicht viele und so schon mal gar nicht. Ich weiß, wie schwierig das ist, bei uns gibt es auch Parts, bei denen ich einfach die zweite Stimme nicht singen kann, weil ich nicht rauskomme oder nicht rein ins Singen.

Ist es dann ein anderes Singen, weil du körperlich anders gefordert bist?
Mary: Bestimmt, haha. So genau habe ich noch nie darüber nachgedacht.

Singst du auch bei euch, Karo?
Karo: Ja, im gleiche Maße wie Mary. Also hier und da mal was reinbrüllen, aber eben keine ganzen Strophen, eher ein Backing, haha.

Wäre es ein Problem, wenn Mary jetzt mal einen ganzen Song singen wollen würde?
Karo: Na ja, wenn sie es uns vormacht und das hinkriegt, also wenn das dann gut klingt, haha. Dann ginge das schon.

Wie macht ihr es grundsätzlich, wenn ihr als Band etwas entscheiden müsst?
Karo: In seltenen Fällen ist man mal dagegen und die anderen sind dafür, dann macht man es halt trotzdem. Dann sind es aber nicht so krasse Entscheidungen, da sind wir uns schon immer einig. Bei wichtigen Sachen waren wir uns aber bisher immer einig, da musste man nicht mit Veto kommen oder hier Abstimmungsrunde, haha.

SLEAFORD MODS FT. AMY TAYLOR „Nudge it“
[Wieder heftiges Kopfnicken und textsicheres Mitsingen.]

Karo: Na klar, kennen wir, das ist „Nudge it“ von SLEAFORD MODS!
Mary: Ja, die hast du ja schon live gesehen, da bin ich neidisch auf dich.
Karo: Ich war in der Columbiahalle. Das erste Konzert nach Corona, mit 3.000 Leuten und ausverkauft. Aber ich habe mich immer wieder dabei erwischt, dass ich dachte, es wäre jetzt in einem kleinen, stickigen Keller viel geiler. War schon gut und so, auch dass es auf der großen Bühne klappt. Ich habe Leute getroffen, die die schon früher gesehen haben und sich nur für die Band gefreut haben, denn das haben sie auch lange genug so gemacht.
Mary: Das ist so einer der Songs, bei denen ich mich immer ärgere, dass die Kopfhörer nicht laut genug sind. Die Musik muss richtig laut aufgedreht werden.

Das ist ja ein Feature, habt ihr Featurewünsche für die zweite Platte?
Kat: Wir denken schon über das zweite Album nach und haben auch schon daran gedacht, wer denn dabei sein könnte, aber da hatten wir eher Freunde im Sinn. Wir haben ja gerade mit Lupus Lindemann von KADAVAR was zusammen gemacht und es fallen uns schon ein paar Leute ein, aber nichts Konkretes.

Mal unabhängig vom Album, mit wem würdet ihr denn gerne mal Musik machen?
Karo: VIAGRA BOYS! Hat Amy Taylor ja auch schon gemacht, das wäre geil. Mir gefallen beide Features mit ihr, so richtig vergleichbar ist das nicht.
Mary: Ich müsste darüber nachdenken, bin da jetzt auch zu verlegen. Wenn ich so in mich hineinhorche, dann sehe ich mich schon im mit hochrotem Kopf im Studio sitzen und kein Wort rauskriegen, haha.

SICK OF IT ALL „Machete“
[Anerkennendes Nicken, aber kein Erkennen.]

Karo: Ach, SICK OF IT ALL. Habe ich schon mal gehört, aber mich noch nicht so wirklich damit befasst. Also mit der Band, Hardcore finde ich schon gut. Also von denen höre ich mir jetzt auch mehr an, das gefiel mir. Aber spontan bin ich noch kein Fangirl.
Mary: Mein erstes Hardcore-Konzert war in Hamburg in der Roten Flora und für mich sahen alle gleich aus. Ich hatte meine Begleitung verloren und kam gar nicht mehr klar, weil ich ihn in der Menge gar nicht gefunden habe, vor lauter Stirnbändchen und hochgezogenen Socken, haha. Hardcore habe ich nicht so viel gesehen, aber TOXIC SHOCK auf einem Festival und das übelst abgefeiert. Danach habe ich mal wieder ein bisschen Hardcore gehört und was mir die Playlisten so reingespült haben, das gefiel mir auch gut.

Wenn man SICK OF IT ALL fotografiert, darf man nicht ohne ein Bild heimkommen, auf dem Bassist Peter Koller in die Luft springt. Karo, du hast mir mal erzählt, dass du gerne auf der Bühne mehr abgehen würdest, aber eher Angst hast, dich zu verspielen. Hat sich das geändert, nachdem du jetzt mehr live spielst?
Karo: Ja. Das hat sich geändert. Und weißt du, was passiert ist? Ich habe gemerkt, dass ich einfach gar keinen Bock habe, mich da auf dem Boden rumzuwälzen. Ist einfach nicht meine Art. Cool, wenn Kat das macht, aber ich habe festgestellt, dass ich die Saiten immer treffe, aber mein Stil auf der Bühne ist eher ohne Show. Das ist meine Show, haha.
Mary: Aber sie kommt immer mal zu mir zum Schlagzeug und spielt mich an. Das ist unsere Action.

Baut ihr euer Set relativ eng auf, damit ihr in Kontakt bleibt?
Mary: Je nach Bühnengröße. Ich mag es gerne, wenn wir beinahe in einer Reihe stehen. Aber es gefällt mir auch, Karo und Kat vor mir stehen zu haben und erst dann das Publikum. Vor kurzem hatten wir das Schlagzeug mal auf der linken Seite, direkt am Bühnenrand. Das war auch spannend, je nachdem wie die Monitore stehen, kommt der Druck für die beiden dann nicht von hinten, sondern eben von der Seite. Das auszuprobieren ist auch interessant, es macht einen anderen Sound.

BEATSTEAKS, „Shitlist“
Karo: Na, die BEATSTEAKS mit „Shitlist“ von L7.

Ihr als Band, die beinahe ein von L7 handgemaltes Logo gehabt hättet, dürft sagen, wie ihr das Cover findet.
Karo: Ich mag es, wenn Cover nicht eins zu eins den Song nachahmen. Eine interessante Variante, gut gemacht, und ich finde, man merkt, dass sie sich da echt einen Kopf gemacht haben. Ich würde trotzdem lieber „Shitlist“ von L7 hören, haha. Sorry!

Mary: Cool, dass du das gespielt hast. Ich habe mir diese EP geholt und sie gerade erst gehört. Sehr schöne Cover und echt toll gemacht.