SOUL GLO

Foto© by Epitaph

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SOUL GLO werden zusehends bekannter. Das auf Epitaph Records erscheinende vierte Werk „Diaspora Problems“ wird diese Entwicklung weiter forcieren. Die Reaktion der DIY-Gruppe fällt unerwartet aus. Das Quartett aus Philadelphia zieht sich zurück und gibt keine Interviews. Was zählt, ist allein die Kunst.

Und die wirkt und überzeugt auf verschiedenen Ebenen. Die Güte der handwerklichen Ausführung und Umsetzung ist noch objektiv zu fassen. SOUL GLO tun intuitiv stets das Richtige. Die Musiker sind eingespielt und einschlägig erfahren. „Diaspora Problems“ wird impulsiv entwickelt und ist der Ausdruck eines situativen Kreativdrangs. Noise-Rap, Punk, Mathrock, Hardcore und Screamo verbinden sich mit einer wagemutigen Experimentierfreude und einer unkonventionellen Einstellung zum Banddasein. Schwieriger wird es schon, den größeren Ansatz der Band mit all seinen Aspekten wie Texten, Artwork, Gruppendynamik und öffentlichem Auftreten zu fassen und zu verstehen. Zumal deshalb, weil SOUL GLO allein ihre Arbeit für sich sprechen lassen und auf Öffentlichkeitsarbeit bewusst verzichten. Dabei ist das Schaffen der Band aus Philadelphia alles andere als selbsterklärend. „Diaspora Problems“ ist musikalisch und besonders textlich ziemlich heftig ausgefallen. Das Quartett greift strukturellen Alltagsrassismus, verschiedene andere Formen gesellschaftlicher Diskriminierung, Polizeibrutalität, Armutsfolgen, Drogen oder psychische und familiäre Probleme auf – durchweg starker Tobak.

Angesichts der Tatsache, dass die Musiker auf ihrem Album so couragiert, energisch und expressiv agieren, überrascht es, dass sie darauf verzichten, die Reichweite ihrer Botschaften zu erhöhen und sich Interviews und Äußerungen weitgehend entziehen. Aktuell gibt es allein ein schmales Statement zur Auskopplung des Tracks „Jump!! (Or get jumped!!!)((By the future))“: „Viele Künstler haben das Gefühl, dass die Zeit ein ständiger Gegner ist, wenn es um die Produktion ihrer Werke geht, aber es gibt eine Reihe von Menschen in dieser Gruppe, die sich noch mehr davor fürchten, dass ihre Zeit endgültig zu Ende geht, bevor sie die Früchte ihrer Arbeit genießen können. Viele schwarze Künstler, die den Status eines Superstars erreichen, tun dies erst posthum oder haben nur eine begrenzte Zeit, um ihr Vermächtnis zu etablieren.“ SOUL GLO selbst befinden sich weiterhin in der Aufbauphase, erregen aber immer mehr Aufmerksamkeit. Die aktuelle Kooperation mit Epitaph Records ist eine Folge davon. Doch diese Band tickt und arbeitet anders. Zeit spielt eine untergeordnete Rolle. Die zwölf Tracks ihres vierten Albums sind zwischen 2016 und 2021 entstanden und vom Quartett selbst produziert worden. „Diaspora Problems“ dürfte damit mehr Planung zugrunde liegen, als es der Höreindruck hergibt. Diese überraschende Widersprüchlichkeit passt nur zu gut. Denn auch sonst ist von einer Platte nicht alltäglicher Gegensätze zu sprechen, die zur selben Zeit gefällt und abstößt.