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MUDHONEY

Every Good Boy Deserves Fudge

„Every Good Boy Deserves Fudge“ ist eine Eselsbrücke: Wer im englischen Sprachraum die Reihenfolge der Noten lernen will, merkt sich die Reihenfolge EGBDF mit diesem Satz. Durchaus lustig, denn um das korrekte Treffen von Noten ging es den Meistern der Garage-Punk-Disharmonie aus Seattle ja eigentlich nie. „Every Good Boy Deserves Fudge“, erschienen am 26. Juli 1991, war nach dem titellosen Debüt von 1989 das zweite Album der Band um Mark Arm und Steve Turner, am Bass Ex-MELVINS Matt Lukin, an den Drums Dan Peters, hinter dem Mischpult der famose Conrad Uno. Das Grunge-Monster hatte sich zum Zeitpunkt des Releases bereits massiv aufgebaut, MUDHONEY hatten dadurch einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen und waren halb auf dem Sprung Richtung Majordeal, der sich freilich wie bei vielen anderen Bands aus der eher Punk-orientierten Seattle-Subkultur mittelfristig als Schuss in den Ofen herausstellen sollte. Aus dem Punk kommend, aber mit einem Interesse auch am Sixties-Garage-Sound entwickelten MUDHONEY mit „Every Good Boy Deserves Fudge“ ihren speziellen „knarzigen“ Stil, der für mich nie ins sehr rockistische Bild passte, das die Mainstreamwelt bald unter Grunge subsumierte – ein großes Missverständnis. Wie auch immer, MUDHONEY mit ihrem distortionlastigen Sound, dem nöligen Gesang und wildem Drumming passten irgendwie in die Zeit, für ein paar wenige Jahre, bis der Rockzirkus weitergezogen war und sie dort wieder eingeordnet hatte, wo sie bis heute (immerhin unaufgelöst) stehen: im Lager de Connaisseur-Bands. Wer es geschafft hat, MUDHONEY und speziell dieses Album zu vermeiden, sollte diese Lücke endlich schließen. Das Doppel-Vinyl (hier: himmelblau) kommt neben dem remasterten Originalalbum mit einer zweiten LP voller Bonusmaterial wie Single- und Compilation-Tracks sowie einem Poster und – sehr aufschlussreich – Linernotes von Keith Cameron.