AKNE KID JOE

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Blind Date

AKNE KID JOE sind eine motivierte, frische Band aus Nürnberg, die gleich mit ihrem ersten Album „Karate Kid Joe“ bei Kidnap Records gelandet ist. Punkrock mit Keyboards und smarten Texten, da kann auch fast nichts schiefgehen. Der Nachfolger ist bereits in Arbeit und was die Band mit dem komischen Namen in Sachen Musikwissen zu bieten hat, erfahren wir im Blind Date mit Sänger und Gitarrist Matthias und Gitarristin Sarah.

TON STEINE SCHERBEN „Ich will nicht werden, was mein Alter ist“

Matthias:
Das sind TON STEINE SCHERBEN. Die Stimme erkennt man sofort.

[Bei der Zeile „Du musst arbeiten, schuften so wie ich“ lachen beide.]

Könnt ihr damit was anfangen?

Sarah:
Habe ich früher oft gehört, als ich mit 15 in meine Punkerphase eingetreten bin. Aber schon seit zehn Jahren nicht mehr bewusst. In Nürnberg gibt es einen Typen namens Gimmick, der macht Zeichnungen und Lieder. Der ist mit den verbliebenen Mitgliedern von TON STEINE SCHERBEN immer auf Tour.

Matthias: Mit Kai und Funky. Der war schon immer Fan der Band und hat auch oft Abende veranstaltet, bei denen er deren Songs gespielt hat. Irgendwann kam es dann dazu, dass er mit den beiden eine Art Revival gegründet hat. Die sind auch viel damit unterwegs. Der offizielle Nachfolger von Rio Reiser kommt also aus Nürnberg, haha. Vor kurzem habe ich einen langen Artikel über Rio Reiser gelesen, dem ging es am Schluss wohl richtig scheiße. Die haben alle auf einem Hof außerhalb von Berlin gewohnt und er hatte überhaupt keine Kohle. Ich weiß nicht, ob die Sache mit „König von Deutschland“ damit was zu tun hatte, dass er noch mal Geld generieren wollte. Als wir beide Teenies waren, hatte die Band ein Revival, weil ECHT den Song „Junimond“ gecovert haben, und von Eko Fresh gab es auch ein Cover, deshalb war die Band immer präsent.

Sarah: Danke, Eko Fresh!

DEICHKIND „1000 Jahre Bier“

Sarah:
Was singen die? „1000 Jahre wir“ oder „1000 Jahre Bier“?

Matthias: DEICHKIND, war gleich klar.

Sind DEICHKIND Punk?

Matthias:
Eher HipHop.

Sarah: Ich war letztens auf einem DEICHKIND-Konzert beim Reeperbahn Festival in Hamburg. Die Musik würde ich mir nie daheim anhören, live habe ich sie schon vier oder fünf Mal gesehen. Das ist dann so ein Partyding. Wobei man aber sagen muss, früher waren die geiler, haha, so wie jede Band. Eigentlich stimmt das aber gar nicht, ich habe deren neues Album noch nicht gehört.

Man sagt, dass HipHop der neue Punk wäre, weil dort angeblich gesagt wird, was Sache ist.

Sarah:
Ich finde, HipHop ist eher der neue Pop. Und weil HipHop so dermaßen krass erfolgreich ist, weiß ich nicht, was das mit Punk zu tun haben soll. Punk ist nicht erfolgreich, haha.

Matthias: Es gab zum neuen Album ein Video mit Lars Eidinger und das ist voll der Abklatsch von einer eher unbekannten Band namens KAP BAMBINO und dem Song „Hey!“.

GOGOL BORDELLO „When a trickster starts a-poking“

Matthias:
Ah, GOGOL BORDELLO, voll geil eigentlich.

Sarah: Kann ich gar nichts damit anfangen, könnte keinen einzigen Song von denen erkennen. Obwohl die öfter mal bei uns in der Kneipe laufen.

Matthias: Ich hatte das Shirt mit der Steinschleuder und fand es ziemlich gut. Deren Sänger Eugen Hutz hat in einer Verfilmung von einem Roman von Jonathan Safran Foer namens „Alles ist erleuchtet“ mitgespielt. Ein sehr schöner Film, in dem Elijah Wood im Osten nach seinen Vorfahren sucht, und der Sänger spielt da eine Art Reiseführer. Das spielt er richtig gut und ich glaube, dass der Typ ziemlich cool ist.

NIRVANA „Lounge act“

Matthias:
Ich habe eine supergute Geschichte dazu!

Sarah: Okay, ich will nur kurz sagen: NIRVANA finde ich voll geil. Und jetzt kann Matthias seine Geschichte dazu erzählen.

Matthias: Ich möchte meinen Arbeitskollegen Thomas Hartmann grüßen, der hat nämlich im November vor dreißig Jahren NIRVANA in Nürnberg veranstaltet. Und ich glaube, es war nix los. Das hat er mir gerade heute erzählt.

Woran liegt es, dass man Bands wie NIRVANA auch nach der aktiven Zeit noch über Generationen gut findet?

Sarah:
Bekannt waren die ja auch zu den aktiven Zeiten. Kurts Tod trägt eben viel zu der Mythenbildung bei und das Bild, das man von Cobain als tragische Figur hatte, wird dadurch vollendet. Ich bin Sozialarbeiterin in einem Jugendkulturzentrum und voll viele von den Jugendlichen wissen eben nicht, wer NIRVANA sind. Also nicht so wie bei TON STEINE SCHERBEN, dass man die vierzig Jahre später noch geil findet. Und wenn die jungen Leute heute NIRVANA kennen, dann vielleicht, weil es bei H&M mal wieder ein Shirt von denen gibt.

Matthias [geht sofort an seinen Schrank und holt stolz sein NIRVANA-Shirt raus]: Mein Shirt ist aber nicht von H&M, sondern aus einem Museum über Musik in Seattle. Es kamen ja einige geile Leute aus der Stadt, unter anderem auch Jimi Hendrix.

Sind es einfach die falschen Jugendlichen, wenn sie mit NIRVANA nichts anfangen können?

Sarah:
Die beschäftigen sich einfach nicht mit der Geschichte des Rock und hören eher HipHop. Wenn man die jetzt nach 2Pac fragen würde, dann kennen sie den eventuell.

Aus feministischer Sicht gab es damals gute Ansätze. Bands wie HOLE oder BIKINI KILL haben einige Frauen zum Rock gebracht, standen aber immer hinter NIRVANA an. Und als Kurt starb, war das Genre plötzlich tot.

Sarah:
Das Problem kann man nicht nur dem Rock anhängen, auch im HipHop ist es ja so, dass man da nur die Frau von beziehungsweise die Bitch von irgendeinem Typen ist. Das ist wohl ein genreübergreifendes Problem, mal abgesehen vielleicht vom Schlager.

DIE STERNE „Scheiß auf deutsche Texte“

Sarah:
Der Refrain kommt mir bekannt vor, das ist ein ikonischer Spruch.

Matthias: DIE STERNE? Ich habe viel zu wenig von denen gehört und ich glaube, es ist eigentlich eine richtig gute Band.

Sarah: „Was hat dich nur so ruiniert?“ ist auch von denen.

Matthias: Ja, den kenne ich auch. Es gab aber mal das Jens Rachut-Projekt N.R.F.B., NUCLEAR RAPED FUCK BOMB, und da war jemand von DIE STERNE dabei und einer von DIE GOLDENEN ZITRONEN. So eine Art Supergroup, das war ziemlich gut.

Sarah: Die Texte sind uns wichtiger als die Musik. Wir wollen immer was sagen, jemanden hassen oder Zustände scheiße finden. Auf Englisch könnten wir die Worte nie so stark wählen oder Wortwitz und Ironie integrieren. Selbst wenn man es gut sprechen kann, fehlt das Gefühl für die Sprache. Also ich könnte das nicht und du, Matthias, auch nicht, oder?

Matthias: Nö, ich würde mich auch sofort als Deutscher mit englischem Akzent outen. So was sollte man nur machen, wenn man die Sprache mehr oder weniger akzentfrei beherrscht. Und solange man das nicht tut, soll man es einfach lassen.

Sarah: Reicht ja schon, dass wir uns als Franken outen, haha.

Matthias: Genau, mein R rollt schon genug.

SUBLIME „Badfish“

Matthias:
SUBLIME! Habe ich drei Jahre lang rauf und runter gehört.

Sarah: Saugeil! Letztens hat in Nürnberg eine SUBLIME-Coverband gespielt, wir waren aber unterwegs, fand ich aber gut.

Matthias: Die haben auch ein Nachfolgeprojekt, LONG BEACH DUB ALLSTARS, das fand ich am Anfang auch ganz cool, kam aber an SUBLIME nicht ran. Als ich in den USA war, wollte ich dann auch extra durch Long Beach fahren, haha. SUBLIME haben diesen einen Song „April 26, 1992“ und da geht es um diese Aufstände, aber das ist gar nicht das richtige Datum. Die Aufstände nach den Übergriffen auf Rodney King fanden gar nicht am 26., sondern am 24. April oder so statt.

Sarah [recherchiert sofort]: Die Aufstände waren am 29. April!

Matthias: So, also war das falsch. Aber es war auch einer der ersten Songs, den ich auf der Gitarre gespielt habe damals.

DIE NERVEN „Eine Minute schweben“

Matthias:
Was ist es das für ein Song?

DIE NERVEN, kennt ihr?

Beide:
Ja.

Sarah: Matthias, du hast doch bestimmt auch eine Geschichte zu DIE NERVEN, oder?

Matthias: Ich habe die vor einem halben Jahr live gesehen und finde sie richtig gut. Das aktuelle Album „Fake“ ist stark. Einer von denen spielt doch auch bei den WOLF MOUNTAINS.

Sarah: Mir hat „Out“ richtig gut gefallen, vor allem der eine Überhit, „Barfuß durch die Scherben“, ist wohl deren bekanntester Song. Was für ein Hit.

Matthias: Und die sind doch auch noch total jung, oder?

Mittlerweile nicht mehr so.

Matthias:
Ich arbeite im Z-Bau und nächste Woche spielen WOLF MOUNTAINS im kleinen Saal und im großen Saal spielt parallel Samy Deluxe. Ich gehe natürlich zu WOLF MOUNTAINS.

Sarah: Dann gehe ich zu Samy Deluxe, haha.