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NEW MODEL ARMY

Carnival

Ehrlich gesagt habe ich unzählige andere überfällige Wiederveröffentlichungen auf der Liste, die mir eher in den Sinn kämen, als das 2005 erschienene NEW MODEL ARMY-Album „Carnival“. Gut, das ist auch schon wieder 15 Jahre alt und tatsächlich nicht mehr offiziell erhältlich, zudem erscheint es jetzt zum ersten Mal auch auf Vinyl. Hinzu kommt noch, dass das Album vier zusätzliche Stücke enthält (B-Seiten und unveröffentlichte Aufnahmen), die aber nicht nur hinten angepappt wurden, sondern zwischen den bisherigen, neu abgemischten Songs auftauchen, deren ursprüngliche Reihenfolge auch etwas verändert wurde – also quasi eine ganz neue Version des Albums, das dadurch aber nicht weniger homogen klingt. Auch der Look hat sich verändert, das alte bunte Cover ist jetzt schwarzweiß und die CD-Version kommt im Digibook. Zwar gehört „Carnival“ nicht zu den Alben, die bei langjährigen Fans wohlige Schauer der Erregung erzeugen, für mich war die Platte allerdings nach längerer Abstinenz der Wiedereinstieg in den NEW MODEL ARMY-Kosmos, der inzwischen maßgeblich von Frontmann Justin Sullivan bestimmt wurde, dem einzigen verbliebenen Originalmitglied. Seit der Gründung im Jahr 1980 im englischen Bradford war der Sound der Post-Punker zwar immer eingängiger und weniger aggressiv geworden, aber auch auf „Carnival“ ist noch jede Menge Wut und Düsternis zu spüren. Aber die songwriterischen Mittel wurden subtiler, was sich auch in rhythmischer Hinsicht zeigt, ein immer sehr bedeutsamer Aspekt im NMA-Sound, der viel zu dessen kraftvoller und komplexer Natur beitrug. Auch wenn hier hervorstechende Hits fehlen, begeistert mich „Carnival“ auch 15 Jahre später noch genauso wie bei der Erstveröffentlichung durch seine emotionale Tiefe und kompositorische Vielschichtigkeit.