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BAD COP/BAD COP

The Ride

Mit „The Ride“ erscheint die dritte LP der Band aus Kalifornien wieder auf Fat Wreck. Und da gehören sie auch nach wie vor hin. Angefangen hat dort alles mit ihrer zweiten Single 2013, mit der sie sich bei Fat Wreck bewarben. Sie nervten Labelboss Fat Mike so lange, bis er endlich auf ein Konzert von ihnen ging. Was für ein Glück für beide Seiten. Die vier Musikerinnen Stacey Dee, Jennie Cotterill, Linh Le und Myra Gallarza, von denen sich erstere drei am Mikro abwechseln, brachten 2015 mit „Not Sorry“ ihre Debüt-LP raus. Typischer California-Bubblegum-Punkrock – allerdings mit völlig heftigen Lyrics wie über häusliche Gewalt oder dem absoluten abgefuckt sein. Auf der darauf folgenden Tour dazu brach Hauptsongwriterin Stacey Dee dann drogenbedingt zusammen, woraufhin das Label sie zur Entgiftung schickte. Stacey kam als neuer Mensch zurück. Mit „Warriors“ (2017) erschien so etwas wie ihr neuer Urschrei. Das Album war vollgepackt mit Wut, Aggression und strotzte vor Empowerment und Emanzipation, was auch damit zu tun hatte, dass ihre „Auferstehung“ mit der Wahl Trumps zusammenfiel. Mit Songs wie „Womanarchist“, „Amputations“ oder „I’m done“ wurde die Band zunehmend bekannt. Auf Stacey wartete schon die nächste Bewährungsprobe. Es wurde Brustkrebs diagnostiziert, wie sie auf dem neuen Album „The Ride“ im Song „Breastless“ erzählt. Dieses Mal haute es sie nicht um, sie fiel nicht zurück in alte Verhaltensmuster, sondern sie nahm die Aufgabe (sie sieht es nicht als Kampf an) wahr und wurde wieder gesund. Die Texte auf der LP sind in der Summe wesentlich positiver als früher. Dafür kommt die Musik „ernsthafter“ rüber – etwas weg vom Bubblegum-Punk. Man kann sagen, BAD COP/BAD COP sehen zum einen, wie dunkel die Welt ist, wenn Bassistin Linh in „Pursuit of liberty“ singt, wie sie sich seit ihrer Geburt zum ersten Mal als Flüchtling gefühlt hat, Trumps Amerika sei Dank. „Certain kind of monster“ befasst sich ebenfalls mit dem Thema Geflüchtete – wäre hier Greg Graffin am Mikro, wäre das hier ein unverkennbarer BAD RELIGION-Song. Zum anderen strahlt die Welt um die vier in mehreren Songs sehr hell – entsprechend der neuen Grundstimmung der Band, die zum Beispiel in „Originators“, „Simple girl“ oder „Community“ ausgedrückt wird. Musikalisch harmoniert das Quartett wie gewohnt sehr gut, fantastisch ist der wechselnde Gesang, jede der drei Sängerinnen hat ihren ganz eigenen Stil, der von poppig bis hin zu wütend reicht. Aufgenommen hat man das alles wieder mit Fat Mike und dem weiteren „D-Composer“ Johnny Carey. Mit dem neuen Album machen sich BAD COP/BAD COP völlig nackt und man merkt, dass es von ihnen absolut ehrlich gemeint ist und es sich um keinerlei Masche handelt. Gerade diese Authentizität macht „The Ride“ so interessant und kostbar.