KMPFSPRT

Foto© by Alexander Penndorf

Lautsprecher

Wo andere resignieren, werden KMPFSPRT nicht müde, die Ungerechtigkeiten dieser Welt anzuprangern. Authentisch, sympathisch und völlig ohne Plattitüden – KMPFSPRT sind seit jeher eine Band, die offen anspricht, was sich ändern muss. Damit haben sie diesmal jedoch bei sich selbst angefangen. Dass dies mitunter auch extremst positiv in den musikalischen Kontext gepresst werden kann, beweisen die Kölner gerade mit „Aus gegebenem Anlass“. Wir unterhalten uns mit Gitarrist David Schumann und Schlagzeuger Jan Gruben über den Stand der Dinge, den Grad der Abgefucktheit der Welt und die neu gefundene musikalische Identität von KMPFSPRT.

Im April erscheint euer neues Album „Aus gegebenem Anlass“. Es klingt insgesamt reduzierter und fokussierter. Wie kam es dazu?

David: Wir haben uns darauf zurückbesonnen, wie wir in der Anfangszeit der Band Songs geschrieben haben, und wieder genauso gearbeitet wie damals. Das heißt alle zusammen in einem Raum und die Songs gemeinsam entstehen lassen. Bei den letzten Alben war es immer so, dass Richard und ich bereits fast fertige Songs mitgebracht und dem Rest der Band somit nur wenig Spielraum gelassen hatten. Wir wollten wieder das Gefühl haben, etwas als Gruppe zu erschaffen. Als wir ins Studio gegangen sind, haben wir uns selbst auferlegt, bei Null anzufangen und keine fertigen Songs mitzunehmen, sondern eben nur Ideen, die wir mit den anderen ausarbeiten können. Dadurch klingen die Songs auch so schön reduziert. Wir haben alle unnötigen Parts weggelassen und kommen viel schneller auf den Punkt.

Man hat bei euch das Gefühl, dass jetzt ein Knoten geplatzt ist. Nach 14 Jahren Bandgeschichte ist das ja nicht gerade üblich. Hat auch das veränderte Line-up damit zu tun?
David: Erschreckenderweise haben wir selbst nicht mal realisiert, dass wir vielleicht zu verkopft an unsere Musik herangegangen sind. Wir haben uns ja nie zusammengesetzt und mit Kalkül Songs geschrieben oder diskutiert, wie wir jetzt dies oder jenes machen müssen. Es war eine natürliche Entwicklung, dass wir musikalisch in eine gewisse Richtung gegangen sind, wobei wir natürlich immer das bestmögliche Ergebnis herausholen wollten. Wir haben oft versucht, musikalisch noch einen draufzusetzen, und dadurch das Bauchgefühl zu oft übergangen. Bei „Aus gegebenem Anlass“ lief das jetzt komplett anders. Wir haben uns selbst keine Regeln auferlegt. Der Einstieg von Jan hatte natürlich auch einen sehr großen Effekt. Die Dynamik und das Songwriting haben sich durch seinen musikalischen Background nachhaltig verändert.
Jan: Als der Neue in der Band nimmst du erst mal gar nicht so viel Einfluss und versuchst, vor allem banddienlich zu sein. Ich bin ja eingestiegen, als wir gerade unsere Hardcore-EP einspielen wollten, und war bei „Euphorie und Panik“ noch ziemlich neu in der Band. Bei „Aus gegebenem Anlass“ war das Bandgefüge bereits so fest zusammengewachsen, dass tatsächlich jeder sein Bestes einbringen konnte. Ich war in der Band angekommen und konnte mich auch musikalisch ausleben.

Ihr habt die irrelevanten Parts getrimmt, die Aussage in den Vordergrund gestellt und gemeinsam mit eurem Produzenten Kurt Ebelhäuser reduzierte Songs geschaffen. Ist „Aus gegebenem Anlass“ euer erstes wirkliches Punkrock-Album?
David: Wir sind ja seit jeher immer eine Punkrock-Band gewesen, auch wenn es tausende andere Einflüsse gibt, ich meine, jeder von uns hat THE GETUP KIDS gehört, und wenn man darauf achtet, kann man auch heute noch die Einflüsse von WEEZER in unserer Musik erkennen. Wir haben es, glaube ich, ganz gut geschafft, die ganzen schweren Parts rauszuwerfen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, um den Songs eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen. Die Reduktion auf den Kern der Sache darf gerne als „mehr Punkrock“ wahrgenommen werden, aber wir selbst haben uns sowieso nie als etwas anderes gesehen als eine Punkrock-Band, die Punkrock-Songs schreibt. Kurt hatte natürlich einen großen Einfluss. Der Typ ist einfach unfassbar, hat extrem viel Erfahrung und verfügt über ein feines Gespür für Harmonien und wie ein Song funktioniert. Mit Kurt hat es einfach klick gemacht.

Ihr arbeitet nun auch mit einem neuen Label zusammen. Mit PASCOW und LOVE A seid ihr hinsichtlich deutschsprachiger Punkmusik ja dort in guter Gesellschaft. Klingt nach perfektem Umfeld?
David: Da wir uns ständig selbst hinterfragen und man sich ab und an unbedingt neu erfinden muss, haben wir uns auch diesmal dazu entschieden, einige Dinge anders zu machen oder neue Sachen auszuprobieren. Rookie Records ergibt da natürlich absolut Sinn. Das Label ist super und die Zusammenarbeit klappt einfach reibungslos. Beide Seiten wissen genau, was sie von der jeweils anderen erwarten, es wird klar kommuniziert und strukturiert gearbeitet. Wir freuen uns auf alles, was da noch so kommen wird.

Wie müsste die Welt aussehen, damit es auch für KMPFSPRT nichts mehr gäbe, worüber man sich beschweren könnte?
David: Da gäbe es einiges, das sich verändern müsste. Zu allererst müsste das kapitalistische Weltwirtschaftssystem abgeschafft werden und durch ein planvolles, sich an menschlichen Bedürfnissen orientierendes System abgelöst werden. Das wäre die Basis, auf der man Dinge wie Rassismus, Homophobie und sämtliche Ungerechtigkeiten auf der Welt angehen könnte. Wenn diese Übel beseitigt wären, gäbe es wenig, worüber ich mich noch aufregen würde.