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Armin Harrer

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Armin Harrer. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.

Bitte stell dich vor, wer bist du, was machst du?


Mein Name ist Armin Harrer, ich bin 46 Jahre alt und wohne in Nürnberg. Auf Punkrock bin ich als Kind in den frühen Achtzigern erstmals gestoßen in Form von den RAMONES und DIE TOTEN HOSEN. Das hat mich nicht mehr losgelassen. Punkrock habe ich dann als Jugendlicher für mich als meinen Rückzugsort definiert, meine kleine Welt, wo ich tun und lassen kann, was ich will. Und der Soundtrack dazu war und ist großartig. So verhält es sich bis heute, auch mit Familie und in Beamtenlaufbahn, oder gerade deshalb.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?

Das war irgendwann um 1993, da habe ich mir auf einer kleinen Punkshow am Merchstand der Band mein erstes Ox-Heft mitgenommen. Als ich allerdings zu Hause ankam, war das Heft verschwunden. Ich denke bis heute, dass es die Ausgabe mit der NOFX-Single war. Sicher dann aber ab 1994 regelmäßig, zuerst am Bahnhofskiosk, dann schon bald als Abo. Das war noch vor dem Internetzeitalter, da gab es mal schnell Informationsdefizite. Also war das Ox damals wirklich sehr wichtig für mich, es standen so ziemlich alle relevanten Live-Gigs und Touren drin, dann Neuerscheinungen und auf einige Bands bin ich tatsächlich erst durch die damals schon beigelegte CD gekommen.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?

Ich liebe die RAMONES, das ganze Paket, ihre Musik, ihre Geschichte, die Charaktere, wie ein Comicstrip, und ich hatte das Glück, sie noch live zu sehen, zweimal. Dann blieb irgendwie in jeder Phase was hängen und wenn etwas bleibt, ist es bedingungslose Liebe: DESCENDENTS/ALL, NOFX, BAD RELIGION, SNUFF, BOUNCING SOULS, AGAINST ME!, HOT WATER MUSIC, TEENAGE BOTTLEROCKET, SCREECHING WEASEL, JAWBREAKER, PEGBOY/NAKED RAYGUN, SOCIAL DISTORTION, ADOLESCENTS, DILLINGER FOUR – und die YOOHOOS, die ich schon immer unendlich schätze und die endlich ihr großartiges Album rausgebracht haben.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis heute treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?

In erster Linie ist es Liebe! Mein kleines Stück Punkrock bedeutet für mich Lebensqualität. Es ist ja auch so, Punkrocker sind in der Mehrzahl keine schlechten Menschen. Und es gibt überall Punk-Konzerte, Punkrock-Kneipen und Punkrock-Plattenläden. Zumindest gefühlt.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.

Ich bin mit Printmedien aufgewachsen. Ich liebe es, das Heft in der Hand zu halten und zu schmökern. Ich freue mich seit ungefähr 25 Jahren, wenn es der Postbote wieder geschafft hat, das Ox in unseren viel zu kleinen Briefkasten zu stopfen. Ich kann nicht sagen, was mir fehlen würde, ich denke nur, dass ich mich dann ganz schön alt fühlen würde.

Was liest du als Erstes im Ox?

Ich blättere erst mal von vorne bis hinten durch, aber erst mal die News und die Todesnachrichten, und dann bleibe ich bei dem einen oder anderen Interview hängen, dann die Reviews, und noch die Spongepix. Das Ox zu lesen ist oft eine Tage oder Wochen dauernde Sache, wenn ich so die Interviews durch habe, dann kommen die Kolumnen an die Reihe.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?

It’s only Rock’n’Roll und Punk und Hardcore sind einfach mein roter Faden. Es gab schon immer auch andere gute Musik, aber genau dafür gab’s auch meistens andere Hefte, um sich zu informieren. Am meisten gefällt mir aber schon immer das Zeug, das irgendwie auch einen Bezug oder seine Wurzeln irgendwie in Richtung Punk und Hardcore hat.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?

Ich hab vor ungefähr zwanzig Jahren mal einen Artikel über einen Trip nach Australien fürs Ox geschrieben, der wurde abgedruckt und ich war schon ein bisschen stolz. Daraufhin haben sich einige Kontakte ergeben und ich habe ein paar Jahre lang sehr viele Punkrock-Shows mit sehr tollen Bands veranstaltet. Auch die Leute, die ich dabei kennen lernen durfte, das war mega.

Was findest du gut am Ox?

Das Ox ist immer noch ein Fanzine, also es liest sich noch so, von Fans für Fans. Und das gefällt mir. Schon immer.

... und was sollten wir endlich mal ändern, abgesehen von der kleinen Schrift?

Etwas ändern? Nein. Nichts. Und wenn ihr unbedingt wollt, dann lasst die CD weg und legt einen Download-Code bei. Dann tut sich mein Briefausträger auch nicht mehr so schwer.