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Kempo

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Kempo. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns. Und besonders willkommen sind uns Zuschriften von Leserinnen – denn ja, ausweislich unserer Abo-Datei gibt es welche!

Bitte stell dich vor. Alter, Wohnort, was machst und arbeitest du?

Ich bin Kempo, 42 Jahre, Frau, Kinder, Reihenhaus in Lauf, einem Vorort von Nürnberg, also klassischer Spießerpunk! Mein Geld verdiene ich als Mitarbeiter im lokalen Biomarkt. Ansonsten bin ich Teil des Eat-The-Beat-Concerts-Teams und veranstalte Punk-, Metal- und Ska-Shows in Nürnberg. Ab und an spiele ich auch gern mal in Bars Platten ab oder schubse CDs in die Wechsler.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Nach der Cover-Recherche muss ich das Ding das erste Mal wohl mit Ausgabe #22, also 1996 in den Händen gehalten haben. Höchstwahrscheinlich wegen IGNITE und GOOD RIDDANCE. Erworben ziemlich sicher in einer Nürnberger Bahnhofsbuchhandlung. Regelmäßig habe ich es mir dann so ab Ausgabe #37 gekauft.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
Der Schwerpunkt lag da auf Skatepunk-Bands wie BAD RELIGION, PENNYWISE, GOOD RIDDANCE, MILLENCOLIN. Angefangen hat alles klassisch mit DIE TOTEN HOSEN, dann SLIME und den „Schlachtrufe BRD“-Samplern. Heute läuft immer noch jeden Tag PENNYWISE im Auto, generell ist es bei mir aber sehr vielfältig geworden, von kleinen deutschen Bands wie FRESSE über DUESENJAEGER zu BOUNCING SOULS, GET DEAD, DISASTER JACKS und meinen all-time faves NOTHINGTON geht alles, gerade auch viel spanischer Ska.

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis jetzt treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Die Kultur hält mich jung und erlaubt mir weiterhin, so zu sein wie ich will! Die Musik, die Leute, mit denen ich mich umgebe, die politische Haltung, das Hinterfragen bestimmter Sachen, DIY or die, mein Skateboard, das immer noch wichtiger ist als Deutschland. Das alles beeinflusst und bereichert schon immens. Und mit diesem „nicht normal sein“ kann man immer noch so schön anecken und provozieren, zumindest hier in der Kleinstadt.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Die entspannte Schmökerzeit auf der Couch mit einem schönen Getränk, das Anlesen von fehlendem Wissen, um vor den Kids angeben zu können, und die Ungewissheit, ob Herr van Laak es aus Voms Keller nach Hause geschafft hat.

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Nach dem ersten Durchblättern muss ich immer wissen was Herr van Laak in der letzten Zeit so getrieben hat, dann Konzertberichte, Artikel über Bands, die ich mag, Artikel über Bands, die ich kenne, und dann die Plattenreviews. Bis auf die ganzen „Peter Pank“-Geschichten und einige Kolumnen lese ich aber irgendwann alles auf.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Der ist mit den Jahren, Bekanntschaften und Internet sei Dank, sehr breit geworden. Außer Brüll-Hardcore, Studentenrock und so Metal-Kram geht fast alles. Allen voran immer noch Nineties-Skatepunk, hymnischer Mitgröl-Biertrinker-Faust-in-den-Himmel-Punkrock, rotzig-walzender Stoner und Ska. Selbst Northern Soul und Neo-Rockabilly sind irgendwann im Plattenkoffer gelandet und nicht mehr wegzudenken.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du mit dem Ox verbindest?
Mein erster Bandscheibenvorfall entstand durch das Heben einer Umzugskiste mit zu vielen Ox Zeitschriften drinnen, echt jetzt – kein Scheiß!

Was findest du gut am Ox?
Dass es überhaupt noch existiert und nie langweilig wird. Reportagen über Punk in anderen Ländern finde ich super, ebenso Storys über alte Labels und Bands. Die Reihe über Punk und Religion fand ich sehr interessant, auch wenn sie mir persönlich mit zu vielen wissenschaftlichen Wörtern, die ich als Arbeiterkind nicht verstehe, gespickt war.

... und was sollten wir endlich mal ändern (abgesehen von der kleinen Schrift)?
Mehr musikalische Vielfalt auf der CD wäre schön, nicht immer gleich zehn Synthpunk-, Metal- oder Screamo- oder what ever Songs draufpacken. Gerne mehr Reportagen über Punk in anderen Ländern und Städten.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Danke für viele informative Stunden und bitte nie so hipsteresk wie das Visions werden!