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Michael Schober

Es gibt Menschen, die lesen das Ox schon (fast) so lange, wie es das Heft gibt, also seit 1989. In dieser Serie werden einige davon vorgestellt. Diesmal: Michael Schober. Falls du auch Interesse hast, in dieser Rubrik befragt zu werden, schreib uns.

Bitte stell dich vor. Alter, Wohnort, was machst und arbeitest du?

Mein Name ist Michael Schober und die meisten meiner Freunde und Bekannten kennen mich auch unter meinem Spitznamen Bitz. Ich bin am 26.8.1970 geboren und komme aus Ermershausen, Unterfranken. Das ist ein Dorf mit knapp 600 Einwohnern direkt an der ehemaligen Grenze zu Thüringen. Dort habe ich bis 1992 gelebt, war dann mal ein paar Jahre unterwegs, unter anderem in Schweinfurt und Kassel, bin dann aber letztendlich wieder dahin zurückgekehrt. Dort lebe ich zusammen mit meiner Frau, unserer elfjährigen Tochter und unserem Hund. Der Ort liegt ganz grob gesagt zwischen Schweinfurt und Coburg. Beruflich habe ich einiges ausprobiert und arbeite seit 2000 im Nachbarort in einer Firma, die Werkzeugspindeln herstellt. Ich habe auch seit meinem 17. Lebensjahr mit Unterbrechungen immer wieder in diversen Bands gespielt. Kennt aber keine Sau ... Momentan mache ich wieder mit zwei Freunden zusammen Musik. Unsere Band heißt ACHTUNG BLITZ! Und wir machen Punkrock mit deutschen Texten, ich spiele da Gitarre und teile mir mit unserem Bassisten den Gesang.

Kannst du dich noch erinnern, seit wann du das Ox liest und wo du es damals gekauft hast?
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wann ich das erste Ox gelesen habe. Das war 1989 und ich habe das Ox von Anfang an gelesen, genauso wie das Face The Facts, das dann später mit dem Ox „fusionierte“. Ich habe zu der Zeit meistens auf Konzerten Fanzines gekauft. Zuerst Zap und Trust, danach auch noch diverse andere, unter anderem eben auch das Ox. Abonniert habe ich es erst später, aber doch immer regelmäßig gelesen, bis heute. Und sicher auch weiterhin, das Abo verlängert sich ja automatisch. Damals fand ich Fanzines noch um einiges wichtiger als heute, da es ja noch kein Internet gab und man nur auf diesem Weg Infos wie zum Beispiel Tourdaten über seine Lieblingsbands kriegen konnte.

Was waren damals deine Lieblingsbands, welche sind es heute?
Da ich so Mitte der Achtziger eher vom Metal zum Punk und Hardcore gekommen bin, waren damals meine Lieblingsbands zum Beispiel frühe SUICIDAL TENDENCIES oder D.R.I. Aber auch MISFITS, AGENT ORANGE, DEAD KENNEDYS und RAMONES habe ich damals geliebt und liebe sie bis heute. Dann hat mich irgendwann hauptsächlich der frühe US-Punk und -Hardcore fasziniert. Das hat sich auch bis heute nicht geändert, ich liebe die rohe Wut und Energie, die in dieser Musik steckt! Heute höre ich mir aber auch immer öfter mal gute deutsche Bands an, zum Beispiel PASCOW, LOVE A, TURBOSTAAT und solche Geschichten. Aber alter US-Punk geht trotzdem immer!

Was denkst du, warum bist du dieser Punk/Hardcore-Jugendkultur bis heute treu geblieben? Was bedeutet sie dir heute?
Mich haben schon damals die politische Einstellung, die konsumkritische Haltung, der Zusammenhalt und der DIY-Gedanke der Leute in der Punk- und Hardcore-Szene fasziniert und so geht es mir auch heute noch. Viele von den Leuten, die ich in dieser Zeit kennen gelernt habe, treffe ich noch heute regelmäßig auf Konzerten. Und es sind viele Freundschaften entstanden, die mir wahnsinnig wichtig sind.

Bitte gib uns eine schmeichelhafte Antwort auf die Frage, was dir fehlen würde, wenn es das Ox nicht mehr gäbe.
Das Ox ist für mich schon seit langer Zeit definitiv das wichtigste Fanzine in Deutschland. Es deckt größtenteils meinen Musikgeschmack ab und ich fände es schlimm, wenn ich es irgendwann nicht mehr als Printausgabe in den Händen halten könnte!

Was liest du als Erstes im Ox, was eher selten?
Zuerst lese ich immer die News, dann meistens „Aus dem Tagebuch eines Gewinners“. Danach habe ich keine bestimmte Reihenfolge, ich fange an zu blättern und lese mal hier ein Interview, mal dort eine Kolumne. Und irgendwann habe ich dann doch meistens alles gelesen. Bis auf Movie- oder Comic-Reviews, weil das nicht so meine Themen sind.

Das Ox hat sich im Laufe der Jahre musikalisch geöffnet, jedoch ist der Fokus auf Punk und Hardcore geblieben. Wie ist es mit deinem Musikgeschmack?
Mein Musikgeschmack hat sich im Laufe der Zeit schon auch ein bisschen verändert. Aber im Großen und Ganzen hat das doch so ziemlich alles mit Punk zu tun ... Wirklich ruhigere Sachen höre ich sehr selten, ich mag Musik mit Energie und einer gewissen Geschwindigkeit und Lautstärke. Das kann heute CHAOS Z sein oder MÜLHEIM ASOZIAL, morgen NASUM oder ANTITAINMENT, übermorgen MDC oder alte LEMONHEADS. Je nach Tagesform ...

Was findest du gut am Ox?
Mir gefällt am Ox die regelmäßige Erscheinungsweise und dass so viele verschiedene Leute am Heft mitarbeiten. Dadurch ist es immer sehr abwechslungsreich. Sehr gut gefallen mir auch die meisten Interviews und die vielen Tonträgerreviews. Ich finde es auch gut, dass ihr immer mal wieder Leute aus älteren, schon aufgelösten Bands zu Wort kommen und sie ein bisschen was aus ihrer aktiven Zeit erzählen lasst und was sie heute so machen. Das ist immer sehr interessant.

Und was sollten wir endlich mal ändern – abgesehen von der kleinen Schrift?
Also auch wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich fast nichts verändern. Das Einzige, worauf ich persönlich durchaus verzichten könnte, ist die CD-Beilage.

Und was wolltest du uns schon immer mal sagen?
Vielen Dank für eure Arbeit und dass ihr das Ox schon so lange Zeit am Laufen haltet! Macht weiter so und lasst euch nicht unterkriegen.