DIE STIMME DER VERNUNFT

Foto

Niederschriften gegen den Lagerkoller

Motivation ist die große Herausforderung, wenn man schon eingeschränkte Kontakte hat und sich permanent fragt, warum zwei Henkel für einige so schwierig in der Handhabung sind. Wieder nur die Reader’s Digest-Version der letzten Wochen, die Originalbeiträge waren achtmal so lang.

Die Farben auf der Landkarte ändern sich ... jetzt täglich neu.

25. Woche – HO
- Der Hippie-Liebe-Friedensfraktion, die mit Impfungen hadert, wünsche ich nichts Schlechtes, nur eine liebevoll-innige Begegnung mit einem rostigen Nagel.
- Ähnliche Liga: Leute, die sich wegen einer Metapher aufregen. Aber es soll ja auch Leute geben, die QUEEN wegen „Sheer heart attack“ nicht mehr hören können, weil in ihrem Umfeld jemand an einem Herzkasper gestorben ist.
- Auf dem letzten Parteitag der US-Republikaner huldigten und lobpreisten Raghad, Sadschida, Udai, Qusai, Barzan und seine zweite Ehefrau Samira dem großen gelben Kürbis, exakt die Hälfte der erlaubten Sprecher der verkappten Hussein-Familienveranstaltung. Kennt man sonst nur aus Nordkorea und Ländern, in denen die Hobbys der Führungsetage im Sammeln von Autos, Falken und Fußballvereinen besteht.
- Bis zum Einstieg in die Hohlerde dauert es exakt 14 Wochen. Stuttgart verliert damit einen engagierten Konzertpromoter. Wenn dir dann sogar dein Türsteher öffentlich mitteilt, dass du nicht mehr anzufragen brauchst, wird es Zeit für eine Umschulung.
- Was ist, wenn sie alle Recht haben, die Spinner? Wenn alles stimmt? Von den Reptiloiden bis hin zur Chippung und Versklavung? Weltuntergang am 31.12.? Die Erde eine Scheibe? Beim Einschalten des Large Hadron Colliders entsteht ein Schwarzes Loch, das den gesamten Planeten schlucken wird? 3G? 4G? Vitamin E? Deep State? Deep Throat? Masturbieren macht blind, und dass man nach einer Portion Spinat lieber nicht an einem großen Magneten vorbeigehen sollte? Darth Vader ist der Vater von Papa Schlumpf? OMG!

26+27 – Work/HO/Urlaub
- 2020 wird ein Jahr mit sehr, sehr wenigen neuen Bandshirts, so viel steht fest.
- Wer sich nach dem Masturbieren oder Onanieren über schlechten Sex beschwert, macht definitiv was falsch, aber es soll ja auch Leute geben, die einen Maiskolben in die Pfanne werfen und sich anschließend auf der Homepage des örtlichen Bauern darüber auslassen, dass kein Popcorn rauskam.
- Sollte der zugehörige Film von Danzig nur halb so „gut“ wie der „Verotika“-Soundtrack sein, haben wir immer noch eine Nullsumme.
- Wenn Nazis als Beruf „Heilpraktiker“ angeben, ist das irgendwie immer noch keine richtige Beschäftigung, sondern mehr eine Art redundante Grundeinstellung. Ah, Sie sind Heilpraktiker, aber was machen Sie beruflich?
- Die Frage, warum unter meinen verwahrlosten Freunden und Bekannten eine derart hohe Maskendisziplin herrscht, ist leicht zu beantworten. Ein nicht unerhebliches Maß an Rücksicht, Toleranz und gegenseitigem Respekt ermöglicht in dieser Subkultur solche Dinge wie Stagediving, Circle Pits und eine Form von Tanz, die jede:n auffängt, damit kein körperlicher Schaden entsteht. Der Rest mit dem Lappen unter der Nase ist eher so Beatdown und Windmühlenaffenhardcore, und manche können halt einfach gar nicht tanzen.
- Urlaub 2020 – nicht Korsika, dann eben Bayern, was in etwa dasselbe ist, nur ohne Hauswildschweine, Meer, endlose Serpentinen, Männer, die schnell beleidigt sind, und Frauen, die auf den Namen Zitronata hören. Zweimal in einem Jahr nach Bayern, hätte mir das letztes Jahr jemand erzählt, dann hätte ich gefragt, wer dort spielt und wer die Karten besorgt.

28 – Urlaub in Bavaria
- 300 Baud: Wenn man seinen Nachrichtenkonsum und Facebook bei schlechtem Empfang (keine hundert Meter bis zum Sendemast, aber einen Datendurchsatz wie bei einem Analogmodem) auf das Wesentliche reduziert, bekommt man automatisch bessere Laune. #Urlauboffline
- Mopped-Yuppies must die! Die Pest für jeden vollbesetzten Biergarten, der Besucher abweisen muss, fährt hochgezüchtete Plastikmotorräder, die aussehen, als wären sie von Hot Wheels- oder Ü-Ei-Designern konstruiert worden. Rudel von vier bis fünf jüngeren Besserverdienern, die in ihrer nagelneuen Louis-Kombi gerne echte Biker wären, bei einer lockeren Zündkerze aber den ADAC rufen müssen.
- Der kleine Hobbygärtner: Schüttle niemals einen Sack aus, in dem du kurz zuvor Fallobst zum Kompost befördert hast! Niemals! MfG, das Sams.
- Bobcat: Wenn Feuer wie Wirbelstürme Namen erhalten, sollte auch der letzte Trottel kapieren, was die Stunde geschlagen hat.

29 +30 – HO+Arbeit/Stau
- Eine eklatante Marktlücke: Corona-Merch! Damit meine ich tatsächlich nicht einen in Heimarbeit genähten Mund-Nasen-Schutz, sondern vielmehr Produkte abseits der Gesichtsregion, denn was der Trottelclub der Corona-Skeptiker mit seinen selbstbemalten Batikshirts kann, geht doch deutlich besser.
- Ich denke da mehr an T-Shirts mit Rückenaufdruck: „1,50 m Abstand, sonst setzt es was (Karateclub Kaufbeuren)“
- Shirts/Kappen: „Nur Trottel tragen die Maske unter der Nase“, „Wenn du ein Attest hast, dann bleib gefälligst daheim“, „TBC statt COVID-19.“
- Ein auf Knopfdruck elektrisch ausfahrbarer Zollstock mit exakt 1,50 m Abstand, der vorne an der Spitze eine Elektrode hat, die bei Berührung elektrische Schläge versetzt. Je geringer der Abstand, desto größer der Schlag.
- Karten mit Aufdrucken zum Verteilen: „Zu mir oder zu dir? Oder bist du nur zu blöd für 1,50 Abstand?“
- Corona-Sportspray für Abstandsmarkierung (im Set mit Pfeife und roter Karte)
- Ein De-Luxe-Toilettenpapier-Handschöpfset. Wenn Leute ihr Papier selber herstellen können, warum dann nicht auch Sanitärzubehör?
- Eau-De-Galopp: ein Toilettenwasser in den Duftnoten „Pepe le pew“, „Hovnozuz“ und „Brackwasser-Kimme“. Einfach vor dem Supermarktgang auftragen, automatischer Abstand garantiert. Enthält Buttersäure, Stinktierextrakt und das Beste, was mitteleuropäische Kläranlagen zu bieten haben. Beendet auch die Diskussionen über das richtige Lüften von Klassenzimmern.
- Der große Trick der meisten Verschwörungsphilosophen – neben vertrauenserweckender Augenkrebskleidung, die man nur auf der Merchandiseseite von Astro-TV kaufen kann – derart viele krude Thesen rauszuhauen, dass sich darunter schon rein statistisch gesehen auch mal der eine oder andere Glückstreffer befinden muss. Diesen Treffer dann als „Da, ich hab’s euch ja gesagt!“ an die große Glocke hängen, während man die anderen 2.798 Nieten einfach unter den Flokati fallen lässt. Dasselbe Prinzip wie bei AfD und anderen populistischen Arschlochparteien. Einfach so viele Themen besetzen, bis irgendwann eines zündet.
- Attila Hildman vor eigenem Restaurant angegriffen? Ich möchte nicht kleinlich sein, aber „Restaurant“? Bei uns im Ländle läuft so eine kleine Butze unter „Imbiss“, „Döneria“ oder „Pommesbude“, so viel Zeit muss sein!
- Solange ich nicht zu nachtschlafender Stunde von einem hupenden Autokorso geweckt werde, gibt es keine Veranlassung, noch vor der ersten Grundreinigung umgehend die Nachrichten zu lesen.

31 – HO
- Feuerstein und Eddie Van Halen. Von Eddie besitze ich keine einzige Platte, keine Single, nicht mal einen werbefinanzierten Download, nix, aber ich habe bis auf fünf Ausgaben alle MAD-Hefte, und MAD war Herbert Feuerstein!
- Früher mussten wir unter Einsatz unserer Nachtruhe „Gesichter des Todes“ anschauen, um auf Video einen echten Selbstmörder zu sehen. Die Bilder von Budd Dwyer (Ehrenmann) prägten einen dann für den Rest des Lebens. Ein medialer Schlagersängerselbstmord auf Facebook, der mit Handykamera vor einer Abstellkammer gefilmt wird, ist irgendwie nicht dasselbe.
- Sehen wir es positiv: 2020 erspart uns künftig nicht nur weitere schlimme Musik von Naidoo, dem Wendler, sondern auch ihre mediale Omnipräsenz. Vielleicht gründen sie ja ein Duo, so was wie die „Schwurbeltaler Spatzen“, Attila bläst dazu auf dem Kamm, die große Tour kommt dann nach der Machtübernahme.
- Ich vermisse aufrichtig die Zeiten, in denen sich aufrichtige Verschwörungsheinze in den Dschungel oder auf einen Berg zurückgezogen haben, dort ein paar finale Cocktails schlürften und nicht für Likes nervten.

32 – HO
- Gespräch der Woche: Er, großgewachsen, Sportstudiofigur, flotter Haarschnitt mit Dreitagebart, klärt sie über die Geheimnisse des DAX auf. Wie Unternehmen dort aufgenommen werden, wann die richtige Zeit für Aktienkäufe ist, was man halt so lernt im dritten Semester BWL. Sie, tief konzentriert, ringt sich alle zwei Minuten ein mechanisches Nicken ab. Zu schade, dass sie ihm nicht ins Gesicht gegähnt hat.
- Was haben wir aus dem Frühjahr gelernt? Lehrer für digitalen Unterricht fit machen? Bei Wikipedia „2. Welle Spanische Grippe“ nachgeschlagen? Dachte ich es mir doch, gab ja wichtigere Dinge wie „der Urlaub ist sicher“, Familienfeiern, Stadionwurst und Kleinstaaterei.
- Immer wenn vor mir ein Kombi mit einem Stahlhundekäfig fährt, muss ich an einen Gefangenentransport denken, der von einem BWL-Studenten kostentechnisch „optimiert“ wurde.
- „Chemnitz ist keine braune Stadt.“ Schöner Artikel zur Chemnitzer Bürgermeisterwahl mit dem Hinweis, dass der AfD-Kandidat schließlich nur den fünften und letzten Platz belegt hat. Beim Zusammenrechnen der vier anderen Kandidaten auf einen Fehlbetrag von knapp 13% gekommen. Also die offizielle Wahlergebnisseite bemüht, und tatsächlich. Man könnte bei einer „nur“ zu 13% mit Bremsspuren (12.000 als Mensch verkleidete Arschlöcher) belasteten Unterhose argumentieren, dass die durchaus noch zwei bis drei Wochen tragbar ist, weil sie nicht braun ist.

33 – HO
- Hello again! Wenn du eine geschlagene Woche jeden verdammten Tag mit diesem Ohrwurm im Kopf aufwachst, selbst mitten in der Nacht, dann ist das das Ende der Welt. Danke, Howie. „Hello again, ich sag einfach hello again“.
- Meine Nachbarin badet in Patchouli. Komisch genug, denn zum einen gibt es bei uns im Haus keine einzige Badewanne mehr, zum anderen war ich der Überzeugung, dass dieser Duft in den späten Achtzigern von der Genfer Konvention geächtet wurde. Da mich der Duft mehr als drei Tage jedes Mal im Flur begleitete, erübrigte sich in dieser Zeit ein COVID-19-Test. Wie man sich doch freuen kann, wenn es irgendwo zum Himmel stinkt.
- Ein positiver Aspekt der verminderten Konzertkapazitäten 2020? Endlich verkaufen Bands Locations aus, in denen sie früher maximal als Vorband vor halbleerem Saal aufgetreten wären. „Sold Out Tour 2020“, sollte man als Band mal gemacht haben.
- Woran man diesen Herbst Menschen erkennt, die alles richtig machen? Selbstverständlich an der verrotzten Armbeuge.