TERRORGRUPPE

Inzest im Familiengrab

Ein Comeback ... ist immer mit Emotionen verbunden, und im besten Fall ist es wie das Treffen mit einem Jugendfreund, den man Jahrzehnte nicht gesehen hat und mit dem man sich auf Anhieb wieder so versteht, als lägen nur die Sommerferien zwischen der letzten Begegnung und jetzt.

Im anderen Fall ist es wie Klassentreffen oder ein siebzigster Geburtstag von Onkeln oder Tanten : Ja, man ist sich vor vielen Jahren mal begegnet, hatte mal was miteinander zu tun, aber eigentlich will man ganz schnell wieder weg.

Bei TERRORGRUPPE, deren „Karriere“ ich einst von der ersten Single an mitbekam, bin ich noch nicht zu einem klaren Urteil gekommen: live, so wird berichtet, sollen sie jüngst gut gewesen sein, aber etwas anderes hätte ich bei den Herren auch nicht erwartet: wenn Archie und Jacho etwas anpacken, dann machen sie es richtig.

Und so ist ihre neue EP, die erste Veröffentlichung seit der „Bananenrepublik“-7“ von 2004, unter objektiven Gesichtspunkten und nicht nur auf die Form des Tonträgers bezogen eine runde Sache.

„Inzest im Familiengrab“, der Opener der A-Seite, ist typisch, Archies Stimme hat sich kein Stück verändert, nur der Sound ist runder, weicher, die Musik ist gereifter (wie die Musiker ...).

Besonders die Orgel macht sich positiv bemerkbar, auch bei den drei anderen Nummern. Textlich am besten gefällt mir „Na endlich“ mit dem Refrain „Deutschland schafft sich ab“, ein deutlicher Kommentar zum SPD-Mitglied Sarrazin.

Auf der B-Seite wird es dann – auch nicht untypisch – albern bei „Bulimie-Bettina“ und „Kotzende Teenager“. Jaa ... nee. Muss ich nicht haben. Teenagerhumor von Mitt- bis Endvierzigern ist maximal bei DIE ÄRZTE lustig.

Musikalisch, wie gesagt, eine überzeugende Sache, mit englischen Texten wäre das zwar nicht mehr TERRORGRUPPE, aber sehr cooler melodiöser Punkrock mit Powerpop-Einschlag. So muss ich noch überlegen, wie lange ich beim Klassentreffen bleibe.

Drei bis vier Bier später sieht die Welt ja immer anders aus ...