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V.A.

C91

1986 veröffentlichte das damalige Leitmedium der britischen Popkultur, der New Musical Express alias NME, eine MC-Compilation mit dem denkbar simplen Titel „NME C86“. 22 Bands fanden sich darauf, 40.000 Stück wurden verkauft, und 1987 gab es auch eine LP-Version. Die britische, aber auch die europäische Indie-Szene war begeistert davon, was sie da zu hören bekam, bald schon war von einer „C86-Szene“ die Rede. Aber was war geschehen? Neil Taylor, der Kompilierer, hatte zu einer Zeit, als Punk in England gefühlt ebenso tot war wie Wave/Goth, eine Reihe irgendwie neuer Bands zusammengesucht und damit eine Klammer um etwas gemacht, das bis dato vor sich hin wucherte. Als 2014 eine Neuauflage von „NME C86“ erschien, war diese bereits um zwei weitere CDs erweitert worden, um das gesamte Spektrum dieses Phänomens abzudecken, das natürlich auch auf der ursprünglichen Compilation nicht enthaltene Bands umfasste. Mit „C87“, „C88“, „C89“ und „C90“ wurde dieses Spielchen dann ab 2016 weitergetrieben und nun auch für das Jahr 1991 fortgeführt. Man könnte meinen, das Konzept habe sich abgenutzt, aber auch im Zeitalter von Spotify-Playlists bin ich froh, dass solche Compilations eine, nun, Idee physisch festhalten. Zudem ist es eine krasse Lehrstunde, was man damals alles verpasste, wie sehr man mit seinem Musikinteresse in einer eigenen Blase lebte. Hier treffen auf drei CDs 59 Songs/Bands aufeinander, etwa DAISY CHAINSAW, SULTANS OF PING F.C., BLEACH, THE CRANBERRIES (schon immer schlimm!), THE DYLANS, SWEET JESUS, SUN DIAL, THE CHARLATANS, LUSH, THE BOO RADLEYS, MANIC STREET PREACHERS, NED’S ATOMIC DUSTBIN, SPITFIRE ... und damit habe ich nur die genannt, die mir schon mal untergekommen sind/die ich kenne. Eine Exkursion in terra incognita des Indierock/Prä-Britpop, bei der das umfassende Booklet als Reiseführer dient.