V.A.

Hypecity No.1

Auch wenn ich mir lieber die Zunge und gottweißnochwas abbeißen würde, muß ich jetzt doch mal gestehen: Ja, die Punkrock/Garage-Hochburg Deutschlands, die steht in Solingen. Da beißt die Maus nun mal keinen Faden ab.

Was sich da seit nunmehr 10 Jahren so alles getan und an Bands gegründet hat, ist schlicht und einfach ziemlich beispiellos. Ich kann mir das eigentlich nur mit der schlechten Autobahnanbindung des Nestes im Bergischen Land erklären, die die Dorfjugend scheinbar dazu zwang, sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Glücklicherweise standen da dann noch ein paar Instrumente herum und die Saat für eine äußerst lebendige R'n'R-Szene ward gesetzt. Die Keimzelle des Ganzen waren die EMBRYONICS, und wenn ich diesen Namen ausspreche, dann wird mir ganz warm um's Herz und ich fühl mich auf einmal wieder jung.

Ich weiß nicht wie oft ich die Band damals gesehen habe, aber ich weiß, dass ich jedesmal stramm war und wie blöd Spass gehabt habe. Lustig ist, dass die EMBRYONICS damals gar keinen straighten Punkrock- oder Garage-Sound gemacht haben, sondern eine Art von Musik, die heute gar keiner mehr kennt.

"Grunge" nannte man das in jenen Tagen, und dieser Stil war damals sehr populär, weshalb die jungen Solinger seinerzeit auch dachten, damit vielleicht berühmt werden zu können. Also bei mir waren die das ja, aber im größeren Rahmen klappte es dann doch nicht so recht und deshalb wurden die EMBRYONICS mit der Zeit auch immer punkrockiger bis sie sich schließlich irgendwann auflösten.

Dann ging's aber eigentlich erst richtig los, denn alle Bandmitglieder spielten danach in eigenen Bands. Der Jens gründete die VAGEENAS und später die JET BUMPERS, der Lutz spielte bei den CHEEKS und Jörg stieg schließlich bei CAVE 4 ein, die es damals auch schon gab.

Das sind und waren allesamt fantastische Bands, und die sind - neben einem ganzen Haufen anderer, mitunter auch nicht so 100%ig aus Solingen stammender - auf dem Sampler "Hypecity No.1" drauf, auf dem sich diese Solinger jetzt mal so richtig selbst abfeiern (und das haben sie sich ja auch wirklich verdient).

Wollte man auf jede Band und jedes hier vertretene Sideprojekt eingehen, bräuchte man sicherlich ein paar Seiten. Deswegen sei der (im prächtig-farbigen LP-Cover kommende) Sampler jetzt allen musikgeschichtlich interessierten Punk-, Garagen- und Surfrockern wärmstens ans Herz gelegt.

Beim Hören kann man sich dann in den beigelegten Stammbaum der Solinger Szene vertiefen, und erfährt derweise nochmal ganz genau, wie sich das alles so entwickelt hat, in dem kleinen Rock'n'Roll-Dorf zwischen Ruhrgebiet und Köln.

Ach so, drei Videoclips sind auf der CD übrigens auch noch 'drauf, aber die laufen auf meinem 386er irgendwie nicht so richtig.