V.A.

Krautrock - Music For Your Brain Vol. 2

Immer wieder interessant, was Wikipedia so zu bestimmten Begriffen anzubieten hat, und so findet man unter "Krautrock" folgendes: "Die Bezeichnung ‚Krauts' stammt ursprünglich aus dem Zweiten Weltkrieg als Bezeichnung für die deutschen Soldaten.

Zur Erfindung des Begriffs ‚Krautrock' soll John Peel, ein bekannter englischer Radiomoderator, 1968 vom Titel ‚Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf' der gerade erschienenen LP ‚Psychedelic Underground' der Band AMON DÜÜL angeregt worden sein.

Ein anderer Zusammenhang, aus dem die Entstehung des Begriffes ‚Krautrock' zu erklären wäre, ist der Umstand, dass in Manuel Göttschings (ASH RA TEMPEL) erster Schülerband BAD JOE der Bassist Christian Kraut hieß.

Die dritte und vielleicht einzig belegbare Entstehung dieses Begriffs: Ende Mai 1973 nahm die Hamburger Gruppe FAUST für Virgin Records in deren Studio The Manor in Oxfordshire ihre vierte LP auf.

Der Opening Track hieß ‚Krautrock'. Virgin Records übernahm daraufhin diesen Begriff in ihre Kataloge als Spartenbezeichnung für diese Art deutscher Musik." Und wie das immer mit solchen Begriffen ist, man weiß ungefähr, worüber man redet, wenn man sie benutzt, aber ebenso wie "Indierock" handelt es sich bei "Krautrock" letztendlich um ein unzureichendes Werkzeug, um die damalige deutsche Musiklandschaft zu beschreiben, wo es eben nicht nur um "Rock" ging.

Und so taugt er wohl tatsächlich nur als "selbstironische Bezeichnung für die eigene Musik, um damit auszudrücken, dass man Deutschland für ein popkulturelles Entwicklungsland hält. In Deutschland war Krautrock zu Beginn mehr als Sammelbegriff für Musik aus Deutschland zu sehen; es gab weder eine einheitliche Bewegung, noch weitreichende stilistische Gemeinsamkeiten." Und das hört man der opulenten 6-CD-Box "Krautrock - Music For Your Brain Vol.

2" auch an, von der es bereits einen ähnlich umfassenden ersten Teil gab, der diesmal 49 Stücke bietet, darunter bekannte Vertreter wie AMON DÜÜL II, ELOY, TANGERINE DREAM, FAUST, GURU GURU, NOVALIS, Klaus Schulze, POPOL VUH, KRAAN und sogar zweimal die SCORPIONS, und einige andere, deren Namen man nicht unbedingt kennen muss.

Die Bandbreite reicht dabei von schrecklich profanem Hippie-Dudelrock bis hin zu sehr experimentellen und elektronischen Sachen, was das Ganze doch zu einem Wechselbad der Gefühle macht. Denn während man bei einigen Songs nach wie vor aufgrund der Zeitlosigkeit oder Vorreiterrolle ihres Sounds beeindruckt ist, geht so manches doch eher auf die Nerven, wenn da irgendwelche Langhaarige zugedrogt die Instrumente malträtieren.

Und wie das immer bei Samplern der Fall ist, muss man sich halt überlegen, ob einem ein guter Querschnitt mit fairem Preisleistungsverhältnis reicht, oder man lieber sein Geld in den kompletten Backkatalog von TANGERINE DREAM, FAUST oder GURU GURU investiert.

"Krautrock - Music For Your Brain Vol. 2" ist jedenfalls eine spannende Entdeckungsreise in eine etwas andere deutsche Musiklandschaft, die ja heute oft und gerne herbeizitiert wird, sollte aber nicht mit irgendwelchen 80er Jahre Fetenhits-Compilations verwechselt werden, denn da ist die Feier ganz schnell vorbei, oder die Gäste sind zugedröhnt genug dafür.