V.A.

Rocky Mountain Low

„Rocky Mountain high" - ein furchtbarer Song von John Denver, der zum „Staatssong" von Colorado wurde. Entsprechend ist der Titel dieser Compilation, die den Untertitel „The Colorado Musical Underground Of The Late 1970s" trägt, als Anspielung darauf zu sehen, und sie dokumentiert das, was seinerzeit in der Hauptstadt Denver, in Boulder und anderswo alles andere als „Hochkultur" war.

Erschienen ist das Ganze als Doppel-LP, deren Songs auch nochmal auf CD beiliegen, ergänzt um ein Booklet im Fanzine-Format. Zusammengestellt wurden die über 30 Songs von Joseph Pope und Dalton Lawrence Rasmussen, die hier wirklich einen exzellenten Job gemacht haben - liebevoll und detailversessen, kein schnell zusammengeschustertes Teil, wie es viele solcher Comps sind.

Herausragend ist das umfassende 24-seitige Beiheft mit langen Texten zu jeder Band - da wird klar, wie das Leben in der US-Provinz für freakige Kids seinerzeit so war: Wenig lustig. Und es wird klar, dass trotz provinzieller Abgeschiedenheit Colorado und speziell die beiden Städte Denver und Boulder eine erstaunlich aktive Szene hatten, die allerdings außerhalb kaum wahrgenommen wurde - da blickte man auf L.A., San Francisco und New York.

Und apropos Boulder: Von dort stammt ja ein gewisser Eric Boucher, der da bei einer Band namens THE HEALERS sang, auch noch parallel zu den DEAD KENNEDYS, wenn er denn mal auf Heimatbesuch war.

Vier Songs von denen sind hier enthalten (einer, die Proto-Version von „California über alles", ist der Vinyl-only-Bonustrack. Eine interessante Compilation, nicht nur von lokalem Interesse oder für Dabeigewesene, sondern ein spannender Überblick über das, was zwischen 1976 und 1979 abseits der großen Szene-Städte als Punk oder auch New Wave angesehen wurde.

Neben den HEALERS sind mir besonders positiv THE CELLS aufgefallen, aber auch RAVERS, DANCING ASSHOLES, DIRTY DOGS, THE CORVAIRS, DEFEX, THE TRANSISTORS und all die anderen verdienen posthume Beachtung.